27. August 2008, 09:51 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Wenn der Bundespräsident, wie jetzt geschehen, in eine Gelsenkirchener Grundschule kommt, um dort persönlich 47 Musikinstrumente an Zweitklässler zu überreichen, dann muss es damit schon eine besondere Bewandtnis haben.
Durch seine Anwesenheit in der Grundschule an der Fürstinnenstraße am Dienstag sowie durch die von ihm übernommene Schirmherrschaft zeichnet Bundespräsident Horst Köhler ein revierweites Projekt aus, das Vorbildfunktion in ganz Deutschland hat und jetzt schon zu den, wie ich finde, schönsten Initiativen der Kulturhauptstadt 2010 zählt: „Jedem Kind ein Instrument".
„Jedem Kind ein Instrument" (JeKi) ist im letzten Jahr im gesamten Ruhrgebiet gestartet und hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis zum Kulturhauptstadtjahr 2010 alle 200.000 Grundschüler des Reviers ein Musikinstrument ihrer Wahl erlernen. 50 Millionen Euro wird das gesamte Projekt am Ende kosten und eine beispielhafte Gemeinschaftsproduktion von Grundschulen, Musikschulen, Kulturämtern, Landes- und Bundesregierung sowie privaten Förderern sein.
50 Millionen Euro für ein bisschen „Rumgefiedel"? Ist es das wirklich wert? Haben wir keine anderen Sorgen? Diese Fragen wird sicherlich der eine oder andere Zeitgenosse stellen. Ich sage: Es ist es wert. Und es ist es gerade hier, wo das Geld nicht auf der Straße liegt. Im Ruhrgebiet. In Gelsenkirchen. JeKi schafft Zugang zu einer Kultur, die viele nicht im Elternhaus mitbekommen. Warum sollten wir zulassen, dass es vom Geldbeutel der Eltern abhängt, ob einem Kind große Teile einer Bildungstradition zugänglich werden oder nicht?
Und was bedeutet Kultur eigentlich? Ist sie nicht die Gesamtheit menschlicher Ausdrucksformen? Das, was den Menschen - über das bloße körperliche Vegetieren hinaus - im eigentlichen Sinne erst zum Menschen macht? Und da sage ich in der Tat: Nein, wir haben kaum eine andere, kaum eine dringendere Sorge, als alles dafür zu tun, dass so verstandene Kultur in Gelsenkirchen allen zugänglich wird! Es nicht zu tun, hieße doppelt zu benachteiligen!
JeKi hilft Kindern, sich frei und vielseitig zu verwirklichen. JeKi hilft, kognitive, motorische und soziale Fähigkeiten auszubilden, die für die Persönlichkeitsentwicklung unverzichtbar sind, JeKi hilft Kindern unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft, sich zu integrieren. JeKi schafft also dadurch auch beste Voraussetzungen für eine gelungene Zukunft.
„Wandel durch Kultur - Kultur durch Wandel" - JeKi füllt das Motto der Kulturhauptstadt in nahezu perfekter Weise mit Leben. Vor allem aber sorgt JeKi auf sehr nachhaltige Weise dafür, dass die Kulturhauptstadt auch bei den Bürgern ankommt. Dass das Strahlen der kulturellen Leuchttürme auch bis in die Vorstädte reicht. Die 200.000 Grundschüler werden in gewisser Weise die ersten Einwohner der Kulturhauptstadt sein.
Mir ist sehr wichtig, dass Gelsenkirchen daran mitwirkt. Weil JeKi eine schöne Ergänzung zu den großen Anstrengungen ist, die wir als Stadt im Bereich Bildung - und Kompensation von Bildungsbenachteiligungen - leisten. Und weil es zeigt, was in der 5,3 Millionen Einwohner starken Stadt „Ruhrgebiet" möglich ist, wenn sie sich als gut eingespieltes Ensemble, als 53 Mitglieder umfassendes Orchester, begreift und nicht alle Nase lang Solisten die erste Geige spielen wollen...
Es grüßt Sie herzlich aus dem Rathaus
Ihr
Frank Baranowski