03. Mai 2023, 13:06 Uhr | Stadtbibliothek Gelsenkirchen
Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 begann die NSDAP mit der Verabschiedung des sogenannten „Ermächtigungsgesetzes“ am 23. März 1933 den Prozess der Gleichschaltung von Politik, Kultur und Gesellschaft. Das neu gegründete Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda gab den Anstoß zu der als „Aktion wider den undeutschen Geist“ bekannt gewordenen Kampagne der Deutschen Studentenschaft, im Rahmen derer unliebsame Literatur aus Bibliotheken entfernt wurde. Den Kern dieser Zensurmaßnahmen bildeten dabei die so genannten „Schwarzen Listen“ des Berliner Bibliothekars Wolfgang Hermann, auf denen unter anderem Autoren wie Karl Marx, Sigmund Freud, Heinrich und Thomas Mann, Erich Kästner, Erich Maria Remarque und Kurt Tucholsky aufgelistet wurden.
Zwischen März und Oktober 1933 inszenierten Anhänger der Nationalsozialisten in vielen deutschen Städten, darunter auch Ruhrgebietsstädte wie Bochum, Dortmund und Essen, die Vernichtung dieser literarischen Werke in öffentlichen Bücherverbrennungen. Ihren Höhepunkt fand die Serie von Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz, wo Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in seiner Rede „12 Thesen wider den undeutschen Geist“ proklamierte. Mehr als 10.000 Bücher verbrannten an diesem Tag in Berlin. In Gelsenkirchen fand keine öffentliche Bücherverbrennung statt, man verheizte stattdessen die Werke der beanstandeten Autoren in den Öfen der Stadtbücherei.
90 Jahre sind seit diesen Geschehnissen, an denen sich nicht nur überzeugte Nationalsozialisten, sondern auch bis zu diesem Zeitpunkt unbescholtene Studenten, Professoren, Bibliothekare und andere deutsche Bürger beteiligten, vergangen. Im Zuge des Gedenktages zum Ende des 2. Weltkrieges am 8. Mai möchte das Team der Stadtbibliothek auch an die Werke der Autoren erinnern, deren Stimmen die Nationalsozialisten versuchten verstummen zu lassen.
Eine vollständige Liste der Autoren, deren Werke verbrannt wurden, und Veranstaltungshinweise zum Thema Kriegsende und Bücherverbrennung finden Sie im Anhang.