23. Februar 2012, 09:36 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Am Aschermittwoch hatte der Trubel ein Ende, nachdem gut eine Woche lang in unserer Stadt vieles anders war als sonst. Bunter, ausgelassener, unbekümmerter. Fantasievoll kostümierte Menschen jeglichen Alters feierten Karneval - in den Kindergärten, beim Umzug, in Kneipen und im Festzelt. Ein paar Eindrücke davon wirken bei mir dennoch nach.
Mir ist an den Karnevalstagen 2012 ein Bild stärker aufgefallen als in den Vorjahren: Ich war beeindruckt davon, wie viele der zuwanderten Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener mit unterwegs waren. Am sichtbarsten wurde das natürlich bei den zahlreichen muslimischen Frauen - bei den Frauen mit Kopftuch, die sich als Clowns, Engel oder Piraten verkleidet hatten, und die gemeinsam mit ihren Kindern und allen anderen feierten.
Karneval ist seit jeher ein großes Fest der Integration, die Kostüme lassen die sonst oft beachteten Unterschiede zwischen Arm und Reich, Alt und Jung vergessen. Nur zu wenigen Gelegenheiten kommen Fremde leichter miteinander ins Gespräch als an diesen Tagen. Doch in diesem Fall war es wohl eher so: Die muslimischen Gelsenkirchenerinnen haben sich deshalb ganz natürlich am Karnevalstreiben beteiligt, weil sie sich völlig zu Recht als Teil der städtischen Gemeinschaft empfinden. Wenn man bedenkt, dass auch Katholiken und Evangelische lange nicht gemeinsam Karneval feierten, dann ist das keine Selbstverständlichkeit. Ich halte es vielmehr für ein schönes Zeichen gelungener und letztlich gar nicht einmal so langsamer Integration.
Integration nicht dem Zufall überlassen
Aber so wichtig Begegnungen und gemeinsame Feiern sind: Natürlich überlassen wir in Gelsenkirchen das Thema „Integration" nicht allein den Zufällen des Karnevals. Wir haben vor gut sieben Jahren als eine der ersten deutschen Städte ein Integrationskonzept mit rund hundert konkreten Handlungsempfehlungen verabschiedet. Ein Großteil davon wurde inzwischen umgesetzt. Jetzt wollen wir auf der Gelsenkirchener Integrationskonferenz eine Zwischenbilanz dieser sieben Jahre ziehen. Und wir wollen zugleich Ideen sammeln, wie wir weiter bei diesem Thema vorankommen - mit welchen weiteren Maßnahmen wir künftig das Leben von Zuwanderern, ihren Kindern und Enkeln erleichtern können.
Kein Schulkind soll den Anschluss verlieren
Für unsere Stadt wird dies eine entscheidende Frage sein. Denn inzwischen hat mehr als jedes zweite Gelsenkirchener Grundschulkind Vorfahren, die erst in den zurückliegenden Jahrzehnten zu uns gekommen sind. Unsere Stadt ist nicht nur in der Vergangenheit von zugewanderten Arbeitern und ihren Familien aufgebaut worden - sie wird auch in Zukunft maßgeblich von Einwanderern und ihren Nachfahren geprägt und gestaltet werden. Darum setzen wir uns als Stadt nach Kräften für eine möglichst gute Bildung aller Kinder und für eine möglichst frühe Sprachförderung ein. Wir wollen nicht, dass ein Kind in der Grundschule aufgrund von Sprachproblemen den Anschluss verliert. Bildung- und Integrationspolitik sind nach meiner Überzeugung der Schlüssel für eine gute Stadtentwicklung!
Glück auf!
Ihr
Frank Baranowski