09. Mai 2018, 11:16 Uhr | Emschergenossenschaft/Lippeverband
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Neun Jahre nach dem ersten Spatenstich ist es endlich soweit: Die Emschergenossenschaft plant, im September 2018 den Abwasserkanal Emscher (AKE) schrittweise im Abschnitt zwischen Dortmund und Bottrop in Betrieb zu nehmen – und damit auch in Gelsenkirchen. Auf einer Länge von 35 Kilometern wird nach und nach das Emscher-Abwasser eingeleitet werden, der Fluss wird dadurch in den kommenden Jahren immer sauberer. In diesen Teil des modernsten Abwasserkanals Europas investierte die Emschergenossenschaft mehr als eine halbe Milliarde Euro.
„Dies wird einer der größten Meilensteine in der Geschichte des Emscher-Umbaus sein. Der Abwasserkanal Emscher ist eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Der schrittweise Weg zur Abwasserfreiheit des Emscher-Flusses wird einen erheblichen Mehrwert für die Menschen in Gelsenkirchen und in der Region bringen“, sagt Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Der Abwasserkanal Emscher ist in Gelsenkirchen 15.110 Meter lang. Dafür wurden 3764 Rohr-Elemente mit einem Gesamtgewicht von 106.503 Tonnen vorgetrieben.
Insgesamt wurden zwischen Dortmund und Bottrop 10.661 Rohr-Elemente mit Innendurchmessern zwischen 1,60 und 2,80 Meter und einem Gesamtgewicht von 213.747 Tonnen verlegt. Sämtliche Rohre für den AKE wurden übrigens in einem eigens dafür hergerichteten Rohrwerk in Gelsenkirchen gefertigt.
Neben dem Abwasserkanal Emscher zwischen Dortmund und Bottrop wird die Emschergenossenschaft im Herbst auch die beiden in rund 40 Meter Tiefe liegenden Abwasser-Pumpwerke in Gelsenkirchen und Bottrop in Betrieb nehmen.
Der Abwasserkanal beginnt in Dortmund in einer Tiefenlage von ca. acht Metern unter der Geländeoberkante und sinkt mit einem stetigen Gefälle von 1,50 Metern je Kilometer bis zu 40 Meter tief in die Erde ab. Es war unumgänglich, Pumpwerke zwischenzuschalten, die das Abwasser aufwärts befördern. Ohne sie hätte der Kanal bei Dinslaken eine Tiefe von 80 Metern erreicht. Insgesamt gibt es drei neue Pumpwerke in Bottrop, Gelsenkirchen und Oberhausen. Das Pumpwerk Gelsenkirchen ist im Verlauf des AKE in Fließrichtung das erste Pumpwerk.
Im Herbst 2009 wurde mit der Herstellung der Baugrube in der Nähe der Sutumer Brücken begonnen. Für die 37 Meter tiefe Baugrube wurden rund 58.000 Kubikmeter Erde ausgehoben. Ab Anfang 2012 wurde das Tiefbauteil, in dem sich die Pumpen und Elektromotoren befinden, hergestellt. Eine besondere baubetriebliche Herausforderung für die Baustelle ergab sich in 2014 dadurch, dass an vier verschiedenen Stellen des Tiefbauteils jeweils eine Vortriebsmaschine zum Bau des AKE unterirdisch in die Baustelle hineinfuhr und von dort aus geborgen werden musste. In 2014 wurde zudem mit der Herstellung des Hochbauteils begonnen. Ende 2017 wurden alle größeren Baumaßnahmen weitestgehend abgeschlossen, seitdem erfolgen nur noch Restarbeiten.
16 Kreiselpumpen werden künftig im AKE-Pumpwerk Gelsenkirchen eine Förderhöhe von 35 Metern überwinden, maximal können 13.300 Liter pro Sekunde gepumpt werden.
Der AKE wird zunächst nur bis Bottrop schrittweise in Betrieb gehen, da der Abschnitt bis zur Kläranlage Bottrop inklusive der beiden Pumpwerke bereits fertig gestellt ist. Im westlichen Abschnitt bis Dinslaken arbeitet die Emschergenossenschaft derzeit noch sowohl an den letzten drei Kilometern des AKE sowie am letzten AKE-Pumpwerk in Oberhausen. Diese Abschnitte werden voraussichtlich 2020 fertig gestellt, so dass der gesamte Kanal mitsamt allen drei Pumpwerken voraussichtlich 2020/2021 in Betrieb gehen kann.
Mit der schrittweisen Inbetriebnahme des AKE bis Bottrop wird auch der Emscher-Fluss zwar schrittweise sauberer – dies kann sich jedoch über mehrere Monate hinziehen. Die weitestgehende Abwasserfreiheit in der Emscher wird die Emschergenossenschaft nach der vollständigen Inbetriebnahme des AKE 2020/2021 erreichen.
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Sie wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet und kümmert sich seitdem unter anderem um die Unterhaltung der Emscher, um die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie um den Hochwasserschutz.
Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Emscher-Umbau um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,266 Milliarden Euro investiert werden. Diese Kosten werden zu rund 80 Prozent von den Mitgliedern der Emschergenossenschaft getragen, d.h. von Bergbau, Industrie und Kommunen. Knapp 20 Prozent steuern das Land NRW und die EU über Fördermittel bei.