22. März 2018, 11:34 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Die Initiative „Wasser in der Stadt von morgen“ erhebt sich über die Stadtgrenzen. „Mit der Zukunftsinitiative setzen wir auf einen integrierten Ansatz“, erklärt Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft, das Projekt: „Wenn Wasserwirtschaft und Stadtplanung eng zusammenarbeiten, erreichen wir sowohl mehr Wohnwert und Attraktivität für unsere Städte und Fortschritte beim Strukturwandel als auch bestmögliche Lösungen für einen Umgang mit Starkregen und die Entwicklung naturnaher Gewässer.“
Seit ihrer Gründung 2014 konnte die Initiative bereits viele Themen erfolgreich besetzen. Allerdings arbeiteten die Kommunen bisher hauptsächlich eigenständig an Projekten wie der Anpassung an den Klimawandel oder dem intelligenten Umgang mit Wasser in der Stadtplanung. Das soll sich jetzt ändern: Mit dem „Maßnahmenplan2020+“ wollen die Emscher-Städte nun konzertiert und einheitlich vorgehen. Insbesondere der Wissensaustausch steht hierbei im Vordergrund. Dazu hat jede Stadt einen Stadtkoordinator benannt. Für Gelsenkirchen sitzt Tobias Unterbäumer mit am Tisch.
„Bis Ende 2018 wollen wir einen Fahrplan mit den nächsten konkreten Meilensteinen für die Entwicklung und Umsetzung unserer Zukunftsstrategien in allen Kommunen erarbeiten“, so Dr. Grün. Die Ziele, Pläne und Strategien werden immer getreu dem Motto „Zusammenarbeit von Anfang an“ im Austausch über Fachgrenzen hinweg erarbeitet. So können nicht nur Architekten, Wasserwirtschaftler, Juristen, Gesundheitsexperten und Wohnungswirtschaftler, sondern auch interessierte Bürger ihr Wissen und ihre Ideen einbringen.
Das bisher wohl aufsehenerregendste Projekt der Zukunftsinitiative sind die Gründächer in den Innenstädten. In Gelsenkirchen sitzt der grüne Daumen an der Hand von Pavlos Xanthopoulos. Er arbeitet eifrig daran, die Gebäude in Gelsenkirchen mit einer grünen Decke zu überziehen. Durch die Pflanzen soll nicht nur das Regenwasser absickern können, sondern insbesondere im Sommer ein angenehmes Klima generiert und der Umweltschutz gestärkt werden. „Derzeit prüfen wir, ob sich die Gründach-Strategie aus Dortmund auch in Gelsenkirchen umsetzen lässt. Die Auflegung einer Förderrichtlinie ist ebenfalls in Planung“, berichtet Xanthopoulos.
Nach der Absichtserklärung aller Emscher-Städte von 2014, an der Zukunftsinitiative mitzuwirken, haben inzwischen fast alle Kommunen individuelle Kooperationserklärungen unterschrieben. Die Stadt Gelsenkirchen unterzeichnete ihre Erklärung am 11. April 2016. Als letzte Kommunen folgen Mülheim an der Ruhr und Witten.
Ausgangspunkt der Initiative war die „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“: Diese verfolgt seit 2005 das ehrgeizigen Ziel, im gesamten Emscher-Gebiet 15 Prozent der angeschlossenen Flächen von der Kanalisation abzukoppeln. So soll das saubere Regenwasser nicht länger Kanäle und Kläranlagen in Anspruch nehmen. Willkommener Nebeneffekt: Auf diese Weise wird auch der natürliche Abfluss in den Gewässern gestärkt.
Auch als das Stadterneuerungsgebiet Tossehof von 2006 bis 2016 auf Vordermann gebracht wurde, war der Umgang mit dem Regenwasser ein zentraler Punkt. Durch die Umleitung des Regenwassers in den Sellmannsbach werden die Kanalisationssysteme entlastet. Im Berger Feld wird das herabregnende Wasser ebenfalls mit offenen Gräben abgeleitet und nicht in die Kanalisation geführt. Dort wurden rund 3.000 Meter neue Gräben und etwa 1 Kilometer verrohrte Abschnitte neu geplant.
Von dem gesetzten 15-Prozent-Ziel ist Gelsenkirchen also nicht mehr weit entfernt: Bereits 11 Prozent der zuvor an die Kanalisation angeschlossenen Flächen konnten bereits abgekoppelt werden. Der Durchschnitt der Emscher-Städte liegt bei 7,8 Prozent mit einer Gesamtfläche von 21.500 Hektar (das sind etwa 30.000 Fußballfelder). Viele weitere Maßnahmen sind zudem im Bau oder in der Planung.
Demographische und Klimaveränderungen setzen die Zielrichtungen in der Siedlungsentwicklung neu und stellen die Emscher-Region vor neue Herausforderungen. Die Anpassung an den Klimawandel ist eine elementare Aufgabe aller Planungen. Der Umgang mit dem Regenwasser als Bestandteil der integralen Wasserwirtschaft in Siedlungsgebieten ist ein Leitthema für nahezu alle Ziele. Wasserwirtschaft hat damit eine tragende Rolle in der Stadtgestaltung und -entwicklung. Die Vernetzung von Grünzügen und Wasserachsen, temperatur-regulierende Wasserflächen, de-zentrale Puffer- und Speicherräume zum Rückhalt von Starkregen, die Gestaltung von urbaner Landschaft mit der Bewirtschaftung von Regenwasser sind elementare Bestandteile in der ökologischen Stadtentwicklung und der Anpassung und Minderung der Klimawandelfolgen.
Die Emschergenossenschaft ist ein öffentlich-rechtlicher Wasserwirtschaftsverband und wurde 1899 als erste Organisation dieser Art in Deutschland gegründet. Ihre Aufgaben sind unter anderem die Unterhaltung der Emscher, die Abwasserentsorgung und -reinigung sowie der Hochwasserschutz.
Weitere Informationen:
https://www.gelsenkirchen.de/de/Infrastruktur/Umwelt/Wasser/index.aspx www.wasser-in-der-stadt.de www.emscher-regen.de www.eglv.de