22. März 2017, 11:13 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Das Kunstmuseum Gelsenkirchen zeigt vom 25. März bis 6. August 2017 Künstler aus der eigenen Sammlung, in deren Arbeiten Schwarz eine zentrale Rolle spielt. In der Fingermalerei Arnulf Rainers beispielsweise ist das Schwarz pastos aufgetragen und vermischt sich mit den auf der Leinwand aufgetragenen Farben, so dass es etwas zu verbergen scheint. Auch Kuno Gonschior versteckt unter dem dicken, monochromen Schwarz eine intensive Farbigkeit, die immer wieder durchscheint. Ganz anders arbeitet Norbert Thomas, der scharfe schwarz/weiß Akzente setzt. Douglas Allsop spielt mit seinem „Elliptischen Loch“, das der Künstler der Sammlung des Kunstmuseums 2017 schenkte, innerhalb einer reflektierenden Acrylfläche mit unserer Wahrnehmung.
Eine Besonderheit dieser Präsentation stellt die Arbeit von Nadine Poulain dar: Die Videoarbeit der Berliner Künstlerin konzentriert sich durch die Verwendung des Schwarz auf rein formale Aspekte. Sie ist die einzige Leihgabe dieser Präsentation.
Im international verwendeten Farbsystem RAL steht die Nummer 9005 für „Tiefschwarz“. Doch diese Farbskala weist bereits auf die Vielschichtigkeit dieser (Un-)Farbe hin, die erst durch das Fehlen des visuellen Reizes entsteht. So gibt es ein „Signalschwarz“, ein „Verkehrsschwarz“ oder ein „Teerschwarz“. Je niedriger die Intensität der auf der Netzhaut des Auges ankommenden Lichtwellen, desto tiefer erscheint das Schwarz. Gleichzeitig hat Schwarz eine hohe gesellschaftliche und kulturelle Symbolkraft. Es steht für Trauer, Leere und Bedrohung. Menschen „sehen schwarz“ oder „malen schwarz“ und drücken so ihre Bedenken aus. Der Schwarze Freitag wurde zum Sinnbild von Krise und Unglück.
In der Portraitkunst seit der Renaissance wurden die Kultiviertheit und die Bildung der Dargestellten durch ihre schwarze Kleidung repräsentiert. Doch spätestens mit Kasimir Malewitschs „Schwarzem Quadrat“ von 1913 bekam Schwarz eine zentrale Rolle in der Kunst. Malewitsch wollte mit dieser schwarzen Farbfläche auf weißem Grund die Malerei vom Gewicht der Dinge – der Bindung an die Darstellung befreien. Somit wurde es eine Ikone der konkreten Kunst. Die Reduziertheit und Abstraktion des Schwarz und das ihm eigene Spiel mit Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit ist noch heute Anlass für viele Künstler, sich mit ihm auseinander zu setzen.