03. September 2015, 11:54 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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GE. Bei der Musik- und Theaterperformance „SACHOR – GEDENKE“ am Sonntag, 6. September, um 18 Uhr im Schloss Horst (Turfstraße 21) steht u. a. der international für sein fesselndes und ausdruckstarkes Klarinettenspiel bekannte Musiker David Orlowsky auf der Bühne. Orlowsky gilt heute weltweit als einer der führenden Interpreten des Klarinettenrepertoires von Mozart über Golijov bis hin zur Klezmermusik.
Im Alter von 16 Jahren gründete er das mehrfach preisgekrönte DAVID ORLOWSKY TRIO (mit Jens-Uwe Popp [Gitarre] und Florian Dohrmann [Kontrabass]). Das Trio gilt heute als richtungsweisend im Bereich der neuen Weltmusik und konzertiert weltweit. Orlowsky war solistisch sowie mit seinem Trio auf allen großen internationalen Festivals zu Gast wie dem Schleswig-Holstein Musikfestival, Rheingau Musikfestival, Beethovenfest, Lucerne Festival, Gidon Kremers Lockenhausfestival oder dem Moritzburg Festival.
Als Sony Exklusivkünstler hat Orlowsky bisher sieben CDs veröffentlicht und wird zusammen mit seinem Trio am 13. Oktober 2015 im Konzerthaus Berlin bereits zum dritten Mal mit dem ECHO-Klassik-Preis, einem der wichtigsten und bekanntesten Musikpreise der Welt, ausgezeichnet.
Weitere Ausführende sind das Ensemble Ruhr, Tatjana Sarazhynska (Drehbuch und Regie) sowie Markus und Marla Kiefer (Schauspiel). Neben Klezmer Arrangements wird Mieczyslaw Weinbergs Streichquartett Nr. 4 op. 20 aufgeführt.
Das Ensemble Ruhr erinnert zusammen mit David Orlowsky an ein dunkles Kapitel des Ruhrgebietes: Am 11. September 1944 wurden bei einem Luftangriff Zwangsarbeiterinnen im KZ Außenlager in Gelsenkirchen-Horst getötet oder schwer verletzt. Dem Chefarzt des GE-Rotthauser Krankenhauses gelang es, unter schwierigen Umständen 17 dieser Frauen vor der Gestapo zu retten und im Keller seines Krankenhauses bis zur Befreiung durch die US-Truppen zur Genesung zu bringen. Anhand Zeitzeugenaussagen Überlebender entwickelte die Regisseurin Tatjana Sarazhynska eine Inszenierung, in der neben Markus und Marla Kiefer auch die Musiker des Kammerorchesters Ensemble Ruhr als Akteure eingebunden werden.
Der russisch-jüdische Komponist Mieczyslaw Weinberg (*1919 in Warschau), dessen gesamte Familie von den Nationalsozialisten umgebracht wurde, begriff das Komponieren als Trauerarbeit und wollte mit seiner Musik an das Schicksal Millionen ermordeter Juden erinnern. Er floh vor den Nationalsozialisten aus Polen nach Russland, wo er sich 1939 als Komponist niederließ und bis zu seinem Tod 1996 lebte. Wie so viele russische Intellektuelle und Künstler wäre auch er fast dem stalinistischen Terror zum Opfer gefallen. Nur Stalins Tod verhinderte seine Ermordung. Sein Freund und Mentor Dmitri Schostakowitsch setzte sich zeitlebens für ihn ein. Weinberg war ein äußerst produktiver Komponist, der von der Filmmusik bis zur tragischen Oper, von einer einfachen Melodie bis hin zur Verwendung von Zwölfton-Techniken alle musikalischen Formen, Gattungen und Stilrichtungen beherrschte. Sein 4. Streichquartett, im Schloss Horst zu hören in einer Fassung für Streichorchester, entstand 1945 während seiner ersten Moskauer Jahre. Dem in seiner reifen und erfindungsreichen Tonsprache von Schostakowitsch beeinflussten Werk sind die Gräuel des 2. Weltkrieges deutlich anzuhören.
Das Ensemble Ruhr ist ein Orchester aus der Region für die Region – stolz führt es die Ruhr im Namen. Es ist das einzige professionelle, von den Musikern gemeinsam geleitete und ohne Dirigenten auftretende Kammerorchester im Ruhrgebiet und versammelt ausgezeichnete Musiker, die bereits mit preisgekrönten Kammermusik-Formationen, wie dem Signum Quartett oder dem Morgenstern Trio, international für Aufsehen sorgten. Von der Bundesregierung wurde das Ensemble Ruhr als Preisträger des bundesweiten Wettbewerbs 2014 zum „Kultur- und Kreativpilot“ gekürt. Mit spannenden, oft spartenübergreifenden Konzertprojekten, etwa mit bildenden oder Performancekünstlern, an ungewöhnlichen Orten begeistert das Kammerorchester altes wie neues Publikum für zeitgemäßen Hörgenuss aus sämtlichen musikalischen Epochen.
Tatjana Sarazhynska wurde in Almati (Kasachstan) geboren, wo sie 1991 ein Regie-Studium abschloss. Nach der Übersiedlung nach Deutschland ergänzte sie ihre Studien im Fach Design an der Universität Hamburg. Die heute in Gelsenkirchen lebende Regisseurin und Theaterautorin hat sich mit viel beachteten Inszenierungen („Einer flog übers Kuckucksnest“, „Der kleine Prinz“, „Villon und Margot“ u. a.) bereits einen Namen gemacht.
Markus Kiefer, gebürtiger Gelsenkirchener, ist seit 1986 freier Schauspieler und Synchronsprecher. Er wirkte in über 50 Produktionen mit, sein bisher erfolgreichstes Stück („Francois Villon“) wurde über 300-mal aufgeführt. Neben Gastspielen im gesamten Bundesgebiet (Stadttheater Lübeck, Schauspiel Wuppertal u. a.) führten ihn Engagements auch immer wieder an die Bühnen des Ruhrgebiets (Musiktheater im Revier, Theater Freudenhaus Essen). Markus Kiefer ist Preisträger des Landes NRW und der Stadt Gelsenkirchen.
2013 gewann die heute 13-jährige Nichte des Schauspielers Markus Kiefer, Marla, den Bochumer Stadtentscheid beim Vorlesewettbewerb des deutschen Buchhandels. Marla konnte schon einige Schauspiel-Erfahrung sammeln, so bei der Produktion „Dass Marla Kiefer nach dem Tag die Nacht kommt“ am Prinzregenttheater Bochum. Aktuell ist sie dort in „Die Verwandlung“ nach F. Kafka in einer Hauptrolle zu sehen.
Das Konzert SACHOR - GEDENKE wird eingebettet in die Gedenkveranstaltungen der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen anlässlich des Europäischen Tages der jüdischen Kultur.
Der Eintritt beträgt im Vorverkauf 5 Euro, an der Abendkasse 8 Euro. Vorverkaufsstellen sind: Stadt- und Touristeninfo im Hans-Sachs-Haus (Ebertstraße 11, 45879 Gelsenkirchen, Telefon: 0209 169-3968) und Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen (Georgstraße 2, 45879 Gelsenkirchen, Telefon: 0209 1552310).
Veranstalter ist die Jüdische Gemeinde in Kooperation mit dem Ensemble Ruhr, mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Gelsenkirchen und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gelsenkirchen e.V..