Schmidt, Alfred - Unter Tage
Wandgestaltung,
1994
Alfred Schmidt - Unter Tage.
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen
Alfred Schmidt - Unter Tage.
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen
Bildrechte: Sabine Fiereck
Bildrechte: Sabine Fiereck
Alfred Schmidt - Unter Tage.
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen
Schmidt, Alfred - Unter Tage.
Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen
Zum Objekt
Bereits beim Hinuntergehen der Treppe, die zur zechennahen Stadtbahnstation „Bergwerk Consolidation“ führt, wird deutlich, dass es sich um keinen gewöhnlichen U-Bahnhof handelt. Der auch als „Bergbau-Künstler“ bezeichnete Alfred Schmidt gestaltete den Eingangsbereich sowie die Außenwände der Bahnsteigebene mit Motiven zum Thema „Unter Tage“. Dabei ging es ihm darum, die wartenden Verkehrsteilnehmer über geologische Gegebenheiten des Ruhrgebietes zu informieren und den Arbeitsalltag von Bergleuten erlebbar zu machen. Auf insgesamt sechs großformatigen, in schwarz-weiß gehaltenen Bildern hält der Künstler nicht nur verschiedene Kohleabbauverfahren mit den jeweiligen technischen Details fest, sondern spiegelt auch auf eindrucksvolle Art und Weise die Beschwerlichkeit der Arbeitsbedingungen im Steinkohlenbergbau. Insbesondere ist es die individuelle Gestaltung der einzelnen Bergleute und ihrer Tätigkeit, die den Laien an diesen Dokumentationen der Arbeit unter Tage fesselt - die zum Teil erstaunlich lebendig gezeichneten, kohlegeschwärzten Gesichter, die den direkten Blickkontakt zum Betrachter suchen.
Auch die übrige Wandgestaltung mit Strukturen von Gebirgsschichten und Kohlenflözen geht auf die Idee Alfred Schmidts zurück und lehnt sich an die in einer Tiefe von 900 bis 1200 Metern tatsächlich sehr steil gelagerten Schichten im Bereich der Schachtanlage „Consolidation 3/4/9“ an. Der in etwa zehn Meter tief liegende U-Bahnschacht ist sozusagen als Querschlag angelegt (= eine Strecke, die geneigte Gesteinsschichten und Kohlenflöze horizontal durchdringt). Die dramatischen Auffaltungen des Gebirges spiegeln sich zudem in der Gestaltung der Bodenfläche des Bahnsteigs. Den Wartenden sollte der Eindruck vermittelt werden, mitten im Streb zu stehen. Auch wenn nicht das gesamte ursprüngliche Konzept Schmidts umgesetzt wurde, lässt sich hier eine konsequente, thematisch gebundene Durchgestaltung der U-Bahnstation beobachten.
Zum Künstler
Alfred Schmidt war nach seinem Malerei- und Designstudium bis Mitte der 1970er Jahre vorwiegend im Bereich Produktdesign tätig. So arbeitete er als Art-Direktor einer Düsseldorfer Werbeagentur und wurde als Gastprofessor an die Universität von Buenos Aires berufen. Seit 1972 galt sein besonderes Interesse dem Bergbau. 1975 zog er ins Ruhrgebiet und begann unter Tage zu malen und zu zeichnen. In den folgenden beiden Jahrzehnten entstanden mehr als 400 Zeichnungen, die die Arbeitswelt der Bergleute dokumentieren. Zudem engagierte er sich mit Publikationen, Interviews, der Gründung des Kulturhauses Bergmannsglück 1984, Ausstellungen im In- und Ausland, großen Kunstaktionen und Protestaktionen gegen Zechenschließungen. 1981 wurde Alfred Schmidt erster Ehrenbürger des Ruhrgebietes.
Hintergrund
Das Konzept zur umfassenden U-Bahnhofgestaltung legte Schmidt der Stadt Gelsenkirchen bereits 1987 vor. Die Umsetzung erfolgte bis 1994. Da sich die Arbeit aufgrund des zeitlichen und finanziellen Aufwandes immer wieder verzögerte und die rechtzeitige Fertigstellung des U-Bahnhofs gefährdete, entschloss man sich letztlich nur sechs von acht angedachten Bildern zu verwenden. Die beiden Leerstellen wurden durch die Abbildung von Schichtstrukturen ersetzt.