Oberbürgermeisterin Karin Welge bietet seit ihrem Amtsamtritt der lokalen Szene der bildenden Kunst ein Forum und lässt Arbeiten von Gelsenkirchener Künstlerinnen und Künstlern für jeweils sechs Monate in ihrem Dienstzimmer sowie im angrenzenden Warte- und Flurbereich im Hans-Sachs-Haus ausstellen. Der Ausstellungszyklus findet von Mai bis Oktober sowie von November bis April statt. Nach Arbeiten von Ekkehart Bussenius, Jannine Koch und Gabi Rottes folgt eine Werkschau von Jo Scholar, die bis Ende April 2023 zu sehen sein wird.
Jo Scholar zeigt die Bildfolge „my fellow-sufferer - Erinnerung an Ernst Reuter“, entstanden 2020 im Rahmen eines Stipendiums der Stiftung der Sparkasse Gelsenkirchen und des Referats Kultur der Stadt Gelsenkirchen. In Vorbereitung darauf las er die Rede von Ernst Reuter, die am 9. September 1948 auf dem Platz der Republik in Berlin gehalten wurde. In jener Stunde ruft darin das "Volk der Stadt" die "Völker der Welt" um Hilfe, da die demokratischen Grundlagen des politischen Lebens bedroht sind.
Für seine Werkreihe übermalte Jo Scholar alte Werbeplakate mit Öl, Kreide, Kohle - bis hin zur Unkenntlichkeit des Ausgangsmaterials. Das sich herauskristallisierende Grundmotiv: ein Doppelwesen. Zum einen ein Schatten, gesichtslos im Hintergrund. Zum anderen eine Figur, die sich aus dem Schatten nährt - übermächtig, verstörend, allgegenwärtig präsent. Die Hände offen. Doch offen zu was? Dazu können sich Besucherinnen und Besucher bis Ende April 2023 selbst ein Bild machen.
Kunst aus Gelsenkirchen zu fördern und zu zeigen, hat im Hans-Sachs-Haus eine lange Tradition, die bereits in den 1960er Jahren mit dem damaligen Oberbürgermeister Hubert Scharley begann und später mit der Kommunalen Galerie ihre Fortsetzung erfuhr. Mit dem Umbau des Hans-Sachs-Hauses und der Realisierung der stadtgeschichtlichen Ausstellung "Wandel ist immer" ist der Platz für die Kommunale Galerie verloren gegangen, doch an ihre Tradition knüpft Oberbürgermeisterin Karin Welge an, um regelmäßig ausgewählte Werke im OB-Bereich zu zeigen als klares Bekenntnis zur Kunst aus Gelsenkirchen.
Bewerbungen von Künstlerinnen und Künstlern, die in Gelsenkirchen leben oder arbeiten, werden jährlich nach einer Ausschreibung entgegengenommen. Eine Jury wählt die Arbeiten für die beiden halbjährlichen Ausstellungen aus. Bewerbungen für die OB art-Ausstellungen für das Jahr 2023/2024 sind bis Freitag, 24. Februar 2023, möglich.