Theater/Ballett, 09. Januar 2016, 19:30 Uhr, Musiktheater im Revier (MiR) - Kleines Haus
BALLETT VON LUIZ FERNANDO BONGIOVANNI
NACH MOTIVEN DES GLEICHNAMIGEN KINDERBUCHKLASSIKERS VON LEWIS CARROLL
UA 2015
Ein junges Mädchen folgt einem weißen Kaninchen und fällt in ein Erdloch. Sie landet im Wunderland, einer bizarren Gegenwelt voller seltsamer Gestalten und rätselhafter Situationen. Hier scheint alles verkehrt: Alice ist zu groß, zu klein, zu vorlaut, zu wohlerzogen. Für all die merkwürdigen Charaktere um sie herum ist sie eine Fremde, dabei ist sie sich doch selbst am meisten fremd. „Wer bin ich? Das ist mir ein völliges Rätsel!“, diese Frage zieht sich wie ein Leitmotiv durch den Kinderbuchklassiker „Alice im Wunderland“ des britischen Autors Lewis Carroll. Und tatsächlich liest sich das Buch weniger wie eine Abenteuergeschichte als eine philosophische Suche nach der eigenen Identität. Mit der Erzählung, die Carroll während einer Bootsfahrt auf der Themse zur Unterhaltung der 10-jährigen Alice Liddell und ihrer beiden Schwestern ersann, wagte der scheue Mathematikdozent 1865 den Schritt zu einer professionellen Schriftstellerlaufbahn. Grinsekatze, Herzkönigin und der Verrückte Hutmacher begeisterten nicht nur Kinder: Carrolls Vorliebe für Logikrätsel und Nonsens-Verse und sein assoziativer Schreibstil, bei der er seinen Stift frei den Gedanken folgen ließ, faszinierten bald auch erwachsene Leser.
Seither spüren Heerscharen von Wissenschaftlern den verborgenen Tiefen in Alices kafkaeskem Wunderland nach, bewundern mathematische und sprachliche Spielereien oder beißen sich an Unsinns-Gedichten die Zähne aus. Mediziner interpretierten die Handlung als psychedelischen Drogentrip, Psychoanalytiker als Adoleszenz-Prozess – doch wie auch immer man die Geschichte begreift, ist es gerade diese Vieldeutigkeit, die das Werk zu einem alterslosen Stück Weltliteratur macht. Und welche ästhetische Ausdrucksform eignet sich für diese Vieldeutigkeit besser als die Poesie der Bewegung? Der Brasilianer Luiz Fernando Bongiovanni ist bekannt für seine choreografische Experimentierfreude und unkonventionelle Bewegungssprache. In der Spielzeit 2012.13 kreierte er am MiR bereits das Solo „Cultural Cannibalism“ für Junior Demitre im Rahmen der Tanzproduktion „Der erste Gang!“. Nun verwandelt er Carrolls „Alice im Wunderland“ in einer neuen Choreografie für das Ballett im Revier in Tanz. Und auch das Kleine Haus verwandelt sich! Bühnenbildnerin Britta Tönne entwirft eine eigens für diese Produktion erdachte, besondere Raumkonzeption.
25,64 - 30,12 €
Die Vorstellungen am 09. und 10.01.2016 sind ausverkauft.