Theater/Ballett, 17. März 2019, 18:00 Uhr, Musiktheater im Revier (MiR) - Großes Haus
Bildrechte: Valeria Lampadova
Eine wahre Goldgräberstimmung herrscht in der Boomtown Mahagonny, die man sich durchaus im Ruhrgebiet der Nachkriegszeit vorstellen darf. Der Raubtier-Kapitalismus steht in vollster Blüte, die Zukunft scheint glorreicher denn je, und die Stadtgründer – Witwe Begbick und ihre beiden Begleiter – sorgen für Recht und Ordnung. Die Opportunistin Jenny besingt den „Moon of Alabama“ und hat sich mit der Situation prächtig arrangiert, indem sie Liebe gegen Bares verkauft. Anders sieht es bei dem ehemaligen Holzfäller Paul Ackermann aus, der gegen dieses verlogene Paradies aufbegehrt. Als ein Hurrikan die Stadt zu vernichten droht, propagiert er ein neues Gesetz: Alles ist erlaubt! Am Ende bleiben eine verwüstete Stadt und zahlreiche Menschenopfer zurück, während die scheinheilige Dreifaltigkeit Begbick, Fatty und Moses (alias Sehnsucht, Heimat, Ordnung) weiterzieht an den nächsten Schauplatz, der vielleicht in Silicon Valley liegt…
Nach dem Welterfolg mit der „Dreigroschenoper“ peilten Kurt Weill und sein prominenter Textdichter Bertolt Brecht in „Mahagonny“, einem der großen Theaterskandale der Weimarer Republik, nichts Geringeres als die Oper der Zukunft an. Einerseits inspiriert von Jazz und moderner Tanzmusik, greift Weill aber auch auf klassische Vorbilder zurück und präsentiert ein mitreißendes musikalisches Panoptikum. In der Sicht des renommierten Filmregisseurs Jan Peter, der am MiR erstmals eine Oper inszeniert, treffen der subtile Horror des Heimatfilms auf die fortschrittsgläubige bundesrepublikanische Nachkriegsgesellschaft und entfesseln so eine „danse macabre“ von gesellschaftspolitischer Brisanz und hohem Unterhaltungswert.