Stefan Vladar. Bildrechte: Marco Borggreve
Als "schwermütig" und "düster", aber auch "heroisch" wird die Tonart d-moll von den Musikgelehrten der Mozart-Zeit beschrieben. Mozart wählte sie als dämonischen Untergrund für sein Requiem und den "Don Giovanni". Und auch in seinem Klavierkonzert Nr. 20 sorgt d-moll für große seelische Anspannung und emotionalen Hochdruck. Bei der Uraufführung dirigierte Mozart das Orchester vom Klavier aus. Ihm tut es der Österreicher Stefan Vladar gleich. Er ist nicht nur ein international gefragter Pianist, sondern außerdem Chefdirigent des Wiener Kammerorchesters.
"Schwermütig" und "heroisch" - diese Charakterisierungen passen perfekt zu der "Tragischen Ouvertüre" von Brahms. In den schroffen Klippen und Kanten dieser Musik vermuteten Zeitgenossen einen Vorklang zu einer "Hamlet"- oder "Faust"-Oper.
Der finnische Komponist Jean Sibelius hätte in den langen Winternächten seiner Heimat allen Grund gehabt, eine besonders finstere d-moll-Sinfonie zu schreiben. Stattdessen überrascht seine Sechste mit Leichtigkeit und Grazie. Sie erinnert, so Sibelius, "an den Duft des ersten Schnees". Dass sie die Vorstellungen von einem "typischen" d-moll-Werk unterläuft, hat vielleicht auch damit zu tun, dass Sibelius über weite Strecken eine verwandte Kirchentonart, das Dorische, nutzt. Es klingt heller, leichter - eben "schneeiger".