Vortrag, 05. November 2016, 18:00 Uhr - 21:00 Uhr, Wissenschaftspark
Am 15. Juli 2016 versuchte ein Teil der Militärs mit Waffengewalt die Macht in der Türkei zu übernehmen. Nach dem Aufruf von Staatspräsident Erdogan und den Oppositionsparteien leisteten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger Widerstand. Dabei wurden über 240 Menschen von Putschisten ermordet und über 2.200 Menschen verletzt. Am Ende scheiterte der Putsch an dem Widerstand der Bevölkerung und der Mehrheit der Sicherheitskräfte.
Der Putschversuch wird von allen Parteien in der Türkei der Fethullah-Gülen-Bewegung zur Last gelegt. Seit Jahren warnen zahlreiche demokratische Organisationen und Journalisten vor der Gülen- Bewegung, weil sie der Bewegung eine Unterwanderung des Staatsapparats der Türkei unterstellten. Der Anführer dıeser Bewegung lebt seit 1999 in den USA und es wird vermutet, dass die Bewegung von der CIA gegründet und unterstützt wurde.
Nach dem versuchten Umsturz rief die türkische AKP-Regierung den Ausnahmezustand aus, verhaftete tausende am Putsch Beteiligte, später folgten zehntausende Entlassungen von Richtern, Lehrern, Beamten, auch Fernsehanstalten wurden geschlossen. Allen Verhafteten wird die Mitgliedschaft oder Unterstützung der inzwischen als Terrororganisation eingestuften Gülen-Bewegung aber auch der kurdischen PKK vorgeworfen.
Wurden die Verhaftungen und Entlassungen zunächst auch von den Oppositionsparteien unterstützt, so lehnt mittlerweile die demokratische Öffentlichkeit die maßlosen Verhaftungen und Entlassungen ab. Sie unterstellen der AKP-Regierung, dass sie sich damit unliebsamer demokratischer Kräfte entledigen wolle.
Auch im Ausland war man sich nicht immer sicher, wie man mit diesem Putsch umgehen sollte. Einerseits lehnte die Mehrheit der europäischen Regierungen jeglichen Putschversuch ab, andererseits war es für sie unverständlich, wie so viele Menschen ohne rechtsstaatliche Mittel verhaftet und entlassen werden konnten.
Um die komplexen Entwicklungen in der Türkei besser zu verstehen, wird der renommierte türkische Journalist Ismail Saymaz in einem Vortrag den Putschversuch und die Folgen analysieren und anschließend für eine Diskussion zur Verfügung stehen.
Ismail Saymaz ist für verschiedene Zeitungen tätig und befasste sich u.a. mit der Ermordung und Verfolgung von Journalisten in der Türkei, mit den Gezipark-Demonstrationen, und ist Verfasser mehrerer Bücher. Er ist ein gefragter Experte in Polittalkshows Er bekam zahlreiche Preise für seine Arbeit. Nach dem Putsch setzte er sich intensiv mit dessen Hintergründen auseinander.
Wir hoffen auf Ihr Interesse und laden herzlich zu diesem besonderen Vortrag ein.
Dieser Termin ist kostenfrei.