Theater/Ballett, 16. April 2017, 18:00 Uhr, Musiktheater im Revier (MiR) - Großes Haus
Finanzkrise in Pontevedro! Um das Land vor dem drohenden Bankrott zu bewahren, verfolgt der pontevedrinische Gesandte in Paris einen außergewöhnlichen Rettungsplan: Ein Ehemann für die reiche Witwe Hanna Glawari muss her, da ihr Vermögen im Falle einer Neuvermählung mit einem Pontevedriner der maroden Staatskasse zufließen würde. Gesandtschaftssekretär Graf Danilo Danilowitsch soll nach dem Willen seines Vorgesetzten unter Hannas Rettungsschirm schlüpfen und auf diese Weise vor allem die französischen Mitgiftjäger aus dem Weg räumen. Dumm nur, dass die selbstbewusste Hanna an einer Geldheirat nicht interessiert ist. Und auch Danilo ist von der Idee nur wenig begeistert: Einst waren die beiden ein Liebespaar, doch ein adliger Onkel untersagte Danilo die unstandesgemäße Beziehung zu dem einfachen Landmädchen, das wenig später durch die Hochzeit mit einem reichen Bankier den sozialen Aufstieg schaffte. Nun fürchtet der Graf, die frisch verwitwete Hanna könne hinter seinem plötzlichen Gesinnungswandel finanzielle Berechnung vermuten. Auf dem Ball der pontevedrinischen Botschaft begegnen sich Hanna und Danilo in der Absicht, sich niemals wieder aufeinander einzulassen. Doch alte Liebe rostet nicht …
Ein verbissenes Kräftemessen zwischen althergebrachten politischen Ordnungen und fortschrittsbasiertem Innovationsstreben verwandelte an der Wende zum 20. Jahrhundert die österreich-ungarische Donaumonarchie in einen brodelnden Dampfkessel, dessen prunkvoll glänzende Oberfläche unter dem steigenden Druck zu bersten drohte. Die komplexe Alltagsrealität zwischen Vorwärtsdrang und Restauration, kultureller Vielfalt und wachsendem Nationalismus, psychoanalytischer Seelenschau und morbidem Traditionsmuff verursachte ein kollektives Schwindelgefühl, vor dem man in der beruhigenden Glitzerwelt der Operette Halt suchte. Mit Franz Lehárs „Lustiger Witwe“ brach 1905 ein neues Zeitalter für die Operette an. Aus der harmonischen Fülle zeitgenössischer Musiksprachen von Richard Strauss bis Giacomo Puccini schöpfte der Komponist frische Inspiration, die dem walzenden Balztanz zwischen der aufregend selbstbestimmten Hanna und Graf Danilo eine bis dato unbekannte, explosive Sinnlichkeit verlieh. Hits wie das Vilja-Lied, „Lippen schweigen“ oder der Weibermarsch waren bald in aller Munde. Regisseurin Sandra Wissmann („Der Zauberer von Oz“) inszeniert „Die lustige Witwe“ für das MiR.