Feminismen lautet der Titel der aktuellen Ausstellung, die das Nordstern Videokunstzentrum derzeit in Kooperation mit dem Neuen Berliner Kunstverein zeigt. Im außergewöhnlichen Industrieambiente des denkmalgeschützten Nordsternturms sind noch bis Ende des Jahres Videoarbeiten von mehr als zwanzig Künstlerinnen zu sehen. Die Auswahl umspannt einen Zeitraum von über vierzig Jahren Bewegtbild, von den Anfängen weiblicher Videokunstproduktion in den 1970er Jahren bis heute. Bei aller Vielfalt der Themen und der großen Bandbreite der jeweiligen künstlerischen Mittel lassen sich einige große Entwicklungslinien sowohl der Videokunst als solcher als auch der einzelnen feministischen Positionen erkennen, denen in monatlich wechselnden Themenführungen nachgespürt werden soll.
Die Fragmentierung des weiblichen Körpers steht im Oktober im Fokus. Die postmoderne Kunst hat den menschlichen Körper wieder in den Mittelpunkt gerückt. Dessen Fragmentierung ist dabei neben der Spiegelung häufig begegnender Topos. Während der weibliche Körper in den gängigen Darstellungen jedoch reduziert erscheint auf erotisch besetzte Zonen, haben
feministische Arbeiten wie etwa die „Neue leibhaftige Zeichensprache" der Wiener Künstlerin Friederike Pezold eine neue Bildsprache gefunden. Indem sie den eigenen Körper zum Gegenstand ihrer Kunst macht, abschnittsweise einzelne mit schwarzen Punkten und Strichen bemalte Körperpartien mit der Videokamera wie durch ein Vergrößerungsglas betrachtet, ist sie Subjekt und Objekt zugleich. Es entsteht eine abstrakte Zeichensprache, die jede voyeuristische Sicht auf den weiblichen Körper durchkreuzt. Neben Pezolds Videoinstallation soll an weiteren ausgewählten Kunstwerken aus verschiedenen Zeiträumen bis in die Gegenwart hinein – eine Arbeit der renommierten kroatischen Künstlerin Sanja Iveković ist erstmals in Uraufführung zu sehen - gezeigt werden, wie Künstlerinnen den Topos der Fragmentierung aufnehmen und als Mittel zur Dekonstruktion stereotyper Weiblichkeitsklischees nutzen.
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