06. April 2009, 12:42 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Wenn wir in diesen Tagen Solidarität mit den Beschäftigten der Opel-Werke in Bochum bekunden, dann ist das mehr als eine wohlfeile Unterstützungsnote. Es ist Sorge um den Arbeitsmarkt im Ruhrgebiet, der seit jeher ein gemeinsamer ist.
Wir können uns nicht einfach zurücklehnen und sagen: Das geht uns nichts an, das geschieht ja nicht in Gelsenkirchen. Es gibt im Ruhrgebiet keine lokalen Arbeitsmärkte. Die Arbeitsplätze bei Opel sind nicht nur Bochumer Arbeitsplätze. Es sind auch Essener, Herner und eben Gelsenkirchener Arbeitsplätze. Rund 1.000 der allein direkt bei Opel in Bochum Beschäftigten kommen aus Gelsenkirchen.
Deshalb geht Opel auch uns etwas an. Und deshalb hat der Rat der Stadt eine Resolution verabschiedet mit dem Titel „Zukunft schaffen, Qualifikation und Arbeitsplätze erhalten, dem Ruhrgebiet helfen: Opel muss bleiben!". Opel ist für die Wirtschaft im Revier ein durchaus systemrelevantes Unternehmen. Die Folge einer Insolvenz wäre neben dem Verlust von Arbeitsplätzen und Qualifikationen vor allem der Zusammenbruch der Wertschöpfungs- und Zuliefererkette. Daher erwarten wir, dass alles dafür getan wird, Opel auf eine wirtschaftlich tragfähige Basis zu stellen - mit technologischer Neuausrichtung auf ökologisch verträgliche Modellreihen.
Wichtig ist, dass im Zuge der Krise kein struktureller Erosionsprozess in der Ruhrgebietswirtschaft beginnt. Davon sind wir bisher noch entfernt. Auch wenn das eine oder andere Unternehmen Kurzarbeit fährt, einige - wie in der hiesigen Textilindustrie - sogar Arbeitsplatzabbau vermeldet haben. Diesen wenigen, aber schlagzeilenträchtigen Krisenmeldungen stehen aber derzeit auch viele kleine positive Nachrichten aus der Wirtschaft gegenüber.
Zum Beispiel die Firma GelsenPV: Das Unternehmen mit Sitz An der Landwehr plant, baut und montiert Photovoltaiksysteme und passt hervorragend zur Solarstadt Gelsenkirchen, in der es Anfang 2008 gegründet worden ist. Innerhalb von einem Jahr ist der Betrieb von zwei auf jetzt zwölf Mitarbeiter gewachsen und wächst weiter in Atem beraubendem Tempo. Allein im ersten Quartal des Jahres 2009 machte die Firma soviel Umsatz wie im gesamten letzten Jahr.
Zum Beispiel die Firma DINO Lasertechnik: Mit innovativer Lasertechnologie hat sich die 1998 gegründete Schalker Firma in einer wichtigen Nische schnell unverzichtbar gemacht und fertigt A-Säulen für Audi, Porsche oder Mercedes, aber auch Komponenten für Küchengerätehersteller. Weil rechtzeitig die Produktpalette erweitert wurde und weiter wird, trotzt der Automobilzulieferer mit seinen 28 Mitarbeitern der Krise. In den letzten drei Jahren wurden sechs Mitarbeiter neu eingesellt. Ebenso viele sollen bald dazukommen.
Zum Beispiel die Firma A + K Kälteteam: Der Schalker Großhändler von Tiefkühlkost und frischen Lebensmitteln platzt aus allen Nähten und sucht Erweiterungsfläche. Das Unternehmen, das derzeit 80 Mitarbeiter beschäftigt, hat in den letzten fünf Jahren 20 Stellen neu geschaffen.
Natürlich sind das alles nicht die Opel-Dimensionen. Aber die Summe macht's. Wir haben in Gelsenkirchen Hunderte solcher kleinen innovativen Firmen. Und schon 100 mal 10 Mitarbeiter macht auch 1.000 Arbeitsplätze. Daher sollten wir uns auch angesichts der großen Probleme bei Opel nicht bange machen lassen. Denn der Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen hat sich in den letzten Jahren sehr erfreulich entwickelt und ist robust genug, auch Rückschläge wegzustecken. Besser aber, diese treten gar nicht ein.
Es grüßt Sie herzlich aus dem Rathaus
Ihr
Frank Baranowski