31. Juli 2009, 17:31 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Das Spiel „Stadt, Land, Fluss" kennen Sie sicher alle. Und vielleicht geht es Ihnen dabei auch oft wie mir: Spätestens bei der Kategorie „Fluss" gerate ich zum ersten Mal ins Schwimmen. Flüsse sind uns meist einfach nicht so stark im Gedächtnis.
Das galt lange auch für unsere Gewässer hier im Ruhrgebiet und in Gelsenkirchen. Wir können nun einmal nicht auf eine mehrere hundert Jahre währende Urbanitätsgeschichte an einem idyllischen Flussufer zurückblicken. Unsere Ansiedlungen sind der Kohle gefolgt. Und die Wasserläufe, die folgten den Städten - aus ganz pragmatischer Absicht heraus: um Rohstoffe oder Abwässer transportieren zu können. Gewohnt und gelebt aber haben wir die allerlängste Zeit nur mit dem Rücken zu unseren Flüssen und Kanälen. Die Wasserwege sind zwar seit jeher Teil unserer Industriegeschichte. Aber so richtig zu festen Bestandteilen unseres städtischen Lebens haben wir sie lange nicht gemacht. Ganz im Gegenteil: Was haben wir unseren natürlichen Gewässern, allen voran natürlich der von so vielen geschmähten Emscher, nicht alles angetan? Wir haben sie in ein tiefes Betonkorsett gezwängt und zum offenen Abwasserkanal gemacht.
Erst in den letzten Jahren haben wir im Ruhrgebiet das Wasser so richtig für uns entdeckt. Und in der Tatsache, dass wir hier über das dichteste Wasserstraßennetz Europas verfügen, nicht nur einen Infrastrukturvorteil gesehen, sondern auch einen Aspekt der Lebensqualität. Dass ein Kanal nicht nur dafür gut ist, dass Frachter auf ihm fahren - das mussten wir uns erst klar machen. Deshalb haben im Jahr 2000 17 Ruhrgebietsstädte die Aktion „Fluss Stadt Land" ins Leben gerufen. Ziel war es, die Wasserläufe auch in städtebaulicher Hinsicht stärker im Bewusstsein der Kommunen und ihrer Menschen zu verankern. Die Städte wollten sich endlich zum Wasser hin öffnen, ans Wasser wachsen.
Nun ist das Projekt „Fluss Stadt Land" abgeschlossen. In dieser Woche präsentiert sich Gelsenkirchen mit seinen Wasserprojekten. Neben einer Plakatausstellung im Wissenschaftspark werden wir die ganze Woche über Touren mit dem Wassertaxi vom Nordsternpark zum Stadtquartier Graf Bismarck und zur ZOOM Erlebniswelt anbieten. Damit wollen wir noch einmal ganz bewusst eine Woche lang unsere Wasserstraße, den Rhein-Herne-Kanal, in den Mittelpunkt rücken.
"Fluss Stadt Land" hat gezeigt, dass Wasser Lebensqualität ist
Wenn wir Bilanz ziehen nach zehn Jahren „Fluss Stadt Land", dann muss man, wie ich finde, ganz klar festhalten, dass es uns gelungen ist, das Wasser näher an die Stadt zu bringen. Der neu geschaffene Bootsanleger am Nordsternpark wird häufig von Fahrgastschiffen angelaufen. Mit dem Stadtquartier Graf Bismarck schaffen wir eine in der Region einzigartige Form von Wohnen und Leben am Wasser - sogar mit Hafenpromenade! Der Weg über das Wasser hat sich als ein neuer Zugang zur Metropolregion Ruhr fest etabliert. Und die Städte wenden dem Wasser mittlerweile ihr freundliches Gesicht zu. Davon profitieren auch längst die zahlreichen Radler entlang des Emscher Park Radwegs, der das gesamte Ruhrgebiet in Ost-West-Richtung erschließt. Und auch die Renaturierung der Emscher selber, jenes gigantische Generationenprojekt der Emschergenossenschaft mit einem Volumen von 4,4 Milliarden Euro, ist auf einem guten Weg.
„Fluss Stadt Land" hat mit dafür gesorgt, dass die Lebensqualität einer Stadt am Wasser stärker ins Bewusstsein kommt. Gerade jetzt im Sommer übrigens ist der ideale Zeitpunkt, um sich selbst davon zu überzeugen. Zum Beispiel bei einem Sonnenuntergang am Kanal...
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Frank Baranowski
www.fluss-stadt-land.de