25. August 2010, 18:37 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Überschwemmungen in Pakistan, China und Ostdeutschland; Hitze, Trockenheit und verheerende Brände in Russland. Dieser Sommer hat gezeigt: Der Klimawandel schickt seine Vorboten. Auch nach Gelsenkirchen.
Gewitter, heftige Hagelschauer, Stürme und starker Regen, die Überschwemmungen innerhalb von wenigen Minuten anrichten können, und gleichzeitig wochenlange sehr hohe Temperaturen - auf solche extremen Wetterlagen werden wir uns auch in Gelsenkirchen wohl immer öfter gefasst machen müssen. Das hat dieser Sommer einmal mehr klar gemacht, als etwa an einem Tag im Juli binnen einer Stunde soviel Regen fiel wie sonst in einem Monat. Hagel und Sturm richteten Verwüstungen an, die noch Tage später sichtbar waren. Rund 350 Bäume vor allem in Buer fielen dem Sturm zum Opfer, Kreuzungen standen bis zu einem Meter unter Wasser, zahlreiche Keller liefen wie schon 2009 voll, Wege in Parks wurden unterspült, Erde an Böschungen und Hängen weggeschwemmt.
Das ist natürlich nichts im Vergleich zu dem, was die Millionen Menschen in anderen Teilen der Erde als Folgen der vom Menschen gemachten Klimaveränderung schon jetzt erleiden müssen: Flucht, Zerstörung der Existenz, Verlust der gesamten Habseligkeiten, Gefahr für Leib und Leben. Aber auch in unseren Breiten, in denen die Auswirkungen dieses Wandels moderater ausfallen und handhabbarer erscheinen, ist es erforderlich, dass wir uns darauf einstellen. Wie alle anderen Städte auch muss sich Gelsenkirchen für die Herausforderung, die der Klimawandel mit größerer Hitze, heftigeren Winden und stärkeren Regenfällen mit sich bringt, wappnen. Wir alle müssen uns darum kümmern, durch nachhaltigen Stadtumbau, durch kluge private Vorsorge Gelsenkirchen auch in dieser Hinsicht zukunftsfähig zu machen.
Erste Projekte zur Anpassung an Klimawandel laufen
Und wir sind bereits auf dem Weg, das zu tun. Bereits seit Anfang des Jahres läuft ein Projekt zur „Städtebaulichen Anpassung an den Klimawandel in Gelsenkirchen" in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen. Hier wird in einem ersten Schritt unsere gesamtstädtische Klimaanalyse aktualisiert. Auf dieser Grundlage wollen wir dann möglichst zielgenau und effektiv Maßnahmen identifizieren, um die klimatische Belastung in unserer Stadt zu verringern. In einem zweiten Projekt, das unter anderem vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung und den Abwasserverbänden NRW durchgeführt wird, ist Gelsenkirchen eine von vier Modellkommunen. Hier geht es um die „Nachhaltige Weiterentwicklung urbaner Wasserinfrastrukturen". Schon jetzt ist klar: Unsere Entwässerungssysteme werden sich anpassen müssen, große Regenmassen auf einmal bereiten uns Probleme. Das haben wir an vielen Stellen des Stadtgebiets im Sommer gesehen.
Beide Projekte werden in den nächsten Jahren zu zahlreichen konkreten Maßnahmen führen. Wir werden künftig sicher noch mehr Regenwasserversickerungsflächen brauchen, wir müssen uns um Flächenentsiegelung, Freiflächen und Frischluftschneisen kümmern, darauf achten, dass Neubauten verstärkt begrünte Dächer haben und möglichst viele Straßenzüge Bäume mit großen Kronen - eine natürliche Verschattung, die ein optimaler Regulierungsmechanismus für extreme Temperaturen ist. Wasser im öffentlichen Raum als Luftabkühlungsfläche kann eine Rolle spielen. Grüne Innenhöfe werden wichtiger - gerade in den Innenstadtgebieten.
Über künftige Energieversorgung nachdenken
Das bedeutet nicht, dass wir nicht gleichzeitig auch als Kommune für den Klimaschutz tun, was uns möglich ist, um weiteren Klimawandel vermeiden zu helfen. Hier spielt Gelsenkirchen als Stadt der Zukunftsenergien eine besondere Rolle. Mit unserer Teilnahme am Wettbewerb um die InnovationCity Ruhr betonen wir diese Rolle einmal mehr. Sollten wir gemeinsam mit unserem Partner Herten hier den Zuschlag erhalten, wäre damit eine Halbierung der Kohlendioxidemissionen bis zum Jahr 2020 verbunden. Unabhängig davon erarbeiten wir derzeit das Klimaschutzkonzept Gelsenkirchen 2020, das wir in einigen Monaten Politik und Öffentlichkeit vorstellen werden. Und schließlich wird in den nächsten Monaten auch über das Konzept zur künftigen Energieversorgung in Gelsenkirchen nachgedacht werden müssen. Auch hier werden alternative und regenerative Energieformen eine entscheidende Rolle spielen. Und wir werden uns sehr genau überlegen, mit welchen Partnern wir nachhaltige Versorgungsstrukturen aufbauen können.
Klimawandel, Klimaschutz - ein globales Thema, das längst in Gelsenkirchen angekommen ist.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Frank Baranowski