01. Mai 2013, 10:47 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Fünf Tage die Woche, sieben, acht Stunden oder mehr am Tag: Die meisten von uns widmen dem Beruf einen Großteil unserer Zeit. Zeit, in der wir unsere Aufgabe möglichst gut erfüllen und etwas bewegen wollen – dafür aber auch anständige Bedingungen erwarten. Der Tag der Arbeit ist ein Anlass, um zu schauen, wie weit dieser Anspruch eingelöst wird. Und was besser werden sollte.
Grundsätzlich bewegt sich auf dem Gelsenkirchener Arbeitsmarkt manches in die richtige Richtung, wobei es, klar, gerne noch etwas schneller geschehen dürfte. Die Statistik ist jedoch deutlich: Jahr für Jahr kommen in unserer Stadt unterm Strich etwa eintausend Stellen hinzu. Oder anders gesagt: Zusehends mehr Menschen können für sich selbst sorgen. Entsprechend ist die Arbeitslosenquote auf den niedrigsten Wert seit 20 Jahren gesunken. Und wenn wir noch berücksichtigen, dass heute viel mehr Frauen und Ältere einer Arbeit nachgehen als früher, dann haben wir den höchsten Beschäftigungsstand seit fast 30 Jahren.
Ist damit also alles gut? Nicht ganz, leider. Zum einen gibt es da die besorgniserregenden Nachrichten von mehreren Großunternehmen – der angekündigte Abschied von Opel aus Bochum, die Unsicherheit bei TRW oder bei Sabic.
Zum anderen stört es nicht nur mich, wie wenig Unterstützung wir für den Gelsenkirchener Appell erfahren haben. Sie erinnern sich: Wir hatten bei Bund und Land um mehr Unterstützung gebeten für den eigentlich bitter nötigen Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit. Schließlich haben wir in unserer Stadt auch eine Verantwortung für all jene, die nach etlichen Jahren in Hartz IV nicht mehr zurück auf den ersten Arbeitsmarkt gelangen können. Von der schwachen Resonanz, auf die wir gestoßen sind, habe ich an dieser Stelle bereits berichtet.
Gute Arbeit zu anständigen Bedingungen
Zum Thema „Gute Arbeit“ gehört auch, dass bei uns – wie überall in Deutschland – ein für meinen Geschmack zu großer Anteil an Arbeitsplatz-Zuwächsen auf das Konto unsicherer Beschäftigung geht. Zugunsten von Minijobs, befristeter und unzureichend vergüteter Stellen. Und wir müssen immer wieder beobachten, dass sich Arbeitgeber ihrer Pflicht entziehen, geleistete Arbeit auch vernünftig zu bezahlen. So kostet es jedes Jahr unsere Stadt einen zweistelligen Millionenbetrag, dass manche Unternehmen ihren Beschäftigten nicht einmal das Existenzminimum überweisen – und wir als Stadt also verpflichtet sind, ihnen die Lohnkosten zu subventionieren.
Solche Fälle machen es uns sehr deutlich: Unser Anspruch auf gute Arbeit, qualifizierte Arbeit unter vernünftigen Bedingungen, der ist noch längst nicht überall eingelöst. Und darum ist es richtig und notwendig, dass wir uns für die berechtigten Interessen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einsetzen – nicht nur am 1. Mai!
Glück auf!
Ihr
Frank Baranowski