08. Oktober 2020, 15:24 Uhr | Sparkasse Gelsenkirchen
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von links nach rechts: Herr Streege, Herr Dr. Grütters, Herr Cordt und Herr. Bildrechte: Sparkasse Gelsenkirchen
Die Stimmung der Wirtschaft in der Emscher-Lippe-Region ist geprägt von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Das unterstreicht eine Umfrage unter 150 heimischen Unternehmen für den Emscher-Lippe-Index (ELIX). Dieser regionale Konjunkturindikator liegt mit rund 90 Zählern sowohl weit unter dem Durchschnitt der letzten Jahre als auch unter dem Niveau zum Jahreswechsel 2019/2020. „Nach dem Shutdown und den mittlerweile angepassten Corona-Schutzmaßnahmen geht es wirtschaftlich aufwärts, so ist ein Teil des Einbruchs bereits wieder aufgeholt“, berichtet Claus Cordt, Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, die den ELIX in Kooperation mit der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen herausgibt. Dr. Jochen Grütters, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Leiter des Standorts Emscher-Lippe der IHK Nord Westfalen in Gelsenkirchen, belegt diese Aussage anhand der Zahlen: „Die Mehrheit der Betriebe schätzt ihre Geschäftslage nach wie vor als gut oder befriedigend ein. Nur noch knapp 30 Prozent sind unzufrieden. Im Mai, also am Tiefpunkt der Corona-Krise, waren es noch 50 Prozent. Aber immer noch liegt der Saldo aus guter und schlechter Lagebeurteilung bei -11.“
Geschäftsentwicklung wird vorsichtig beurteilt
Seit etwa einem Jahr werden die Geschäftsaussichten in der Emscher-Lippe-Region eher vorsichtig beurteilt. Der Saldo liegt mit -9 im negativen Bereich. Immerhin 22 Prozent der Betriebe rechnen mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage in den kommenden Monaten; so viele wie seit über fünf Jahren nicht. Knapp 30 Prozent bleiben allerdings skeptisch. „Der Shutdown in der ersten Jahreshälfte hat die Unternehmen hart getroffen“, so Christian Streege, Volkswirt der IHK, „davon erholen sie sich nur langsam.“
Konjunkturrisiko Nummer 1: die ausbleibende Nachfrage
Es überrascht nicht, dass die Unternehmen die momentan noch ausbleibende Nachfrage als Konjunkturrisiko „Nummer 1“ sehen. Der in den letzten Jahren ganz vorne stehende Fachkräftemangel tritt angesichts vorsichtiger Personalplanung etwas in den Hintergrund. Über 40 Prozent der Befragten sehen in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen Risiken für ihre Geschäfte: „Die Unternehmen befürchten vor allem erneute Einschränkungen“, so Dr. Jochen Grütters. Sorge bereiten auch Steuern und Abgaben, Bürokratie und Regulierungen. „Aber auch das außenwirtschaftliche Umfeld und die anstehende Energiewende zählen viele Unternehmen zu den Konjunkturrisiken“, ergänzt Claus Cordt.
Export unter Druck
Keiner der Befragten rechnet derzeit mit positiven Impulsen aus dem Export. Das ist insofern brisant, weil die Auslandsumsätze der Industrie in Emscher-Lippe im Vergleich zum Vorjahr bereits um 24 Prozent gesunken sind. Fast die Hälfte der Befragten rechnet sogar mit einer weiteren Verschlechterung der Exportumsätze. „Der ungeklärte Brexit, internationale Handelskonflikte und ausbleibende Nachfrage aus dem Ausland infolge der Corona-Pandemie bestimmen weiterhin das Bild“, gibt Michael Hottinger, stellvertretender Geschäftsführer der S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, zu bedenken. Allerdings sieht er auch positive Signale: „Die regionale Wirtschaft setzt alles daran, auch das internationale Geschäft wieder anzukurbeln. Die Unternehmen müssen und werden neue Absatzwege und Märkte finden, um diesen negativen Trend abzufedern.“
Investitionsneigung rückläufig
Nur jedes sechste Unternehmen möchte seine Investitionsausgaben in naher Zukunft ausweiten. 40 Prozent gehen hingegen von einer Kürzung der Investitionen aus. Neben den kontinuierlich anfallenden Ersatzbedarfen stehen vor allem Rationalisierung und Produktinnovation im Fokus der Unternehmen.
Arbeitsmarkt: Positiver Trend vorerst gestoppt
Durch Corona stagniert die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt der letzten Jahre. „Wir gehen nicht davon aus, dass es gelingen wird, die Zuwachsraten neuer Jobs in 2020 halten zu können,“ fasst Christian Streege zusammen. Das deckt sich mit der Beschäftigungsplanung der Betriebe. So wollen knapp ein Drittel der Befragten Beschäftigung abbauen. Mehr als die Hälfte plant mit einer gleichbleibenden Beschäftigung. 14 Prozent sind sogar optimistisch, zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen.
Über den ELIX
Zweimal im Jahr gibt die S-Private Banking Gelsenkirchen GmbH, eine hundertprozentige Tochter der Sparkasse Gelsenkirchen, gemeinsam mit der IHK Nord Westfalen den ELIX heraus, ein regionales Konjunktur- und Stimmungsbarometer für die Emscher-Lippe-Region. Datengrundlage ist eine Befragung der IHK Nord Westfalen von rund 150 repräsentativ ausgewählten Mitgliedsunternehmen zur momentanen wirtschaftlichen Lage und zu ihren Zukunftserwartungen. Die Daten des ELIX´ zeigen nicht nur eine Momentaufnahme, sondern ermöglichen auch eine Darstellung der langfristigen Trends.