14. November 2019, 14:19 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Talentscouts Chris Barkhofen und Lisa Behrendt.. Bildrechte: Stadt Gelsenkirchen / Caroline Seidel
Sie sind auf der Suche nach verborgenen Talenten: Die Talentscouts sind eine echte Erfolgsgeschichte „made in Gelsenkirchen“. Dabei war die Stadt gar nicht im Spiel, als der erste Talentscout Suat Yılmaz 2011 seine Vision von einer gezielten Förderung junger Talente an der Westfälischen Hochschule in die Tat umsetzte. Aber Gelsenkirchener Schüler waren die ersten, die von seinem Programm profitierten.
Die Talentscouts der Westfälischen Hochschule sind inzwischen bereits an elf Kooperationsschulen in Gelsenkirchen unterwegs, um zukünftige Leistungsträger gezielt zu fördern. In Gelsenkirchen profitieren bislang Schüler der Gesamtschule Berger Feld, des Grillo-Gymnasiums, des Max-Planck-Gymnasiums, des Ricarda-Huch-Gymnasiums, der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen-Bismarck, der Gesamtschule Gelsenkirchen-Horst, der Gesamtschule Ückendorf, des Berufskollegs Königstraße, der Gesamtschule Buer-Mitte, des Weiterbildungskollegs Emscher-Lippe und des Berufskollegs Technik und Gestalten von den Ideen der Talentscouts. Diese führen Beratungsgespräche mit Schülerinnen und Schülern in der Oberstufe, die unter für sie schwierigen Lebensumständen überdurchschnittliche Leistungen erbringen.
Neu ist übrigens, dass die Stadt Gelsenkirchen inzwischen auch zwei eigene Talentscouts in ihren Reihen hat. Als erste Kommune in NRW lässt sie im Gelsenkirchener NRW-Zentrum für Talentförderung der Westfälischen Hochschule zwei Beschäftige zu Talentscouts ausbilden. Lisa Behrendt vom Sozialdienst Schule und Chris Barkhofen vom städtischen Referat Personal und Organisation wollen jene Unterstützung bieten, mit denen junge Menschen mehr erreichen können. Chris Barkhofen hat sein Zertifikat bereits im Sommer 2019 erhalten und darf sich jetzt offiziell NRW-Talentscout nennen. Lisa Behrendt durchläuft derzeit die Qualifizierung und bekommt ihr Zertifikat voraussichtlich 2020 verliehen. Etwa ein dreiviertel Jahr dauert die Qualifizierung zum NRW-Talentscout.
Chris Barkhofen hat sich mit dem spezifischen Beratungs- und Rollenverständnis der Talentscouts auseinandergesetzt, Bestandteil der Qualifizierung war auch die Sensibilisierung für die unterschiedlichsten Biografien der jungen Menschen. „Nun werde ich die Ausbildungsmöglichkeiten der Stadt Gelsenkirchen in Kooperation mit dem Netzwerk der Talentscouts an weiterführenden Schulen und auf Berufsmessen vertreten. Wir wollen Talente aller Couleur für die verschiedenen Ausbildungsoptionen einer Großstadt gewinnen“, beschreibt Chris Barkhofen eine seiner Aufgaben. „Wir brauchen einfach motivierte und begeisterte junge Leute, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft.“
Dabei sei die Beratung betont ergebnisoffen. Lisa Behrendt erklärt: „Die Menschen verwechseln Talentscouting oftmals mit Headhunting. Das ist es aber nicht. Wir wollen die Talente nicht an die Stadt binden, sondern die Bildungswege ermöglichen, die für die jungen Menschen in Frage kommen und die sie sich erhofft haben. Wenn sie sich durch unsere Unterstützung für eine Karriere bei der Stadt entscheiden, ist das natürlich schön. Wenn nicht, ist es aber auch völlig in Ordnung.“ Chris Barkhofen ergänzt: „Es geht nicht darum, zu sagen: Du musst zur Stadt. Das ist alles offen. Wichtig ist auch unser Begriff von Talent. Es geht nicht um diejenigen, die das beste Zeugnis haben, sondern um die Leistung im Kontext. Dazu zählen zum Beispiel soziales oder gesellschaftliches Engagement neben der Schule oder Noten, die im jeweiligen Lebenskontext als gut oder sehr gut zu bewerten sind. Das sind für uns Talente. Häufig ahnen die Talente zu Beginn noch gar nicht, welche Potenziale in ihnen schlummern.“ Diese Schätze zu heben ist den Talentscouts in NRW wichtig.
Die Gelsenkirchener Bildungsdezernentin Annette Berg betont die Relevanz für die Kommune: „Das NRW-Talentscouting hat für Gelsenkirchen nicht nur durch den Sitz des NRW-Zentrums für Talentförderung in unserer Stadt eine besondere Bedeutung. Durch das Talentscouting gelingt es, vielen jungen Talenten in Gelsenkirchen eine Perspektive für ein Studium oder eine Berufsausbildung zu eröffnen, die ohne die gezielte Ansprache der Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich nicht möglich gewesen wäre. Die Zusammenarbeit mit den Talentscouts beziehungsweise das Talentscouting bietet zudem für die beteiligten Schulen unterschiedliche Unterstützungsmöglichkeiten zur individuellen Förderung und ergänzt hervorragend unsere kommunale Zielsetzung, allen Kindern eine Chance zu bieten.“
2011 startete das Talentscouting an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Was mit dem Talentscout-Pionier Suat Yılmaz an dieser Hochschule begann, hat sich inzwischen auf 17 Fachhochschulen und Universitäten mit über 60 Talentscouts in ganz Nordrhein-Westfalen ausgeweitet. Über 370 Berufskollegs, Gesamtschulen und Gymnasien aus ganz Nordrhein-Westfalen beteiligen sich bereits am bundesweit einzigartigen Talentscouting. Die intensive Kooperation von Schulen und Hochschulen bietet heute rund 10.000 leistungsstarken Schülerinnen und Schülern insbesondere aus weniger privilegierten Familien eine individuelle Begleitung auf dem Weg in die Berufsausbildung oder in ein Studium. Die Westfälische Hochschule hat übrigens als erste Hochschule in Deutschland im Jahr 2015 die Talentförderung in ihrer Grundordnung verankert.
Seit September 2015 hat die Talentförderung auch ein festes zu Hause in Gelsenkirchen: Das nordrheinwestfälische Wissenschaftsministerium gründete gemeinsam mit der Westfälischen Hochschule das NRW-Zentrum für Talentförderung mit Sitz an der Bochumer Straße in Gelsenkirchen. Der Einzug in das ehemalige Verwaltungsgebäude des Gelsenkirchener Gussstahlwerkes, das 1919 in Ückendorf errichtet wurde, steht auch für den Wandel in der Region. Inzwischen werden hier verborgene Talente erfolgreich gefördert.