23. Februar 2018, 12:54 Uhr | Caritasverband für die Stadt Gelsenkirchen e.V.
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Biografiearbeit mit Selbstporträts: Drei Teilnehmer aus dem Haus St. Rafael haben erarbeitet, was sie selbst ausmacht. Bildrechte: Caritas Gelsenkirchen
„Das war wunderbar und lehrreich. Ich komme wieder", sagt Lothar K. zum Ende einer Kurseinheit im Haus St. Rafael. Der 66-Jährige ist im Ruhestand und beschäftigt sich nun in dem Bildungskurs der Caritas-Fachstelle Demenz mit seiner Biografie, dem eigenen Älterwerden und dem Krankheitsbild Demenz.
„Gerade Menschen mit einer geistigen Behinderung haben meist keine klaren Vorstellungen vom eigenen Älterwerden oder vom Krankheitsbild Demenz", erklärt Projektkoordinatorin Luisa Borgmann den Ansatz der Bildungskurse. Letztere stehen unter dem Titel „Älter werden ist nichts für Feiglinge" und finden im Rahmen des Projekts „Demenz verstehen" statt.
In 16 Einheiten lernen hier vier bis fünf Menschen, die in den Häusern der Projektpartner – wie zum Beispiel dem Caritas-Haus St. Rafael in Gelsenkirchen oder dem St. Suitbert Haus in Gladbeck – wohnen, was sie selbst, das Älterwerden und schließlich eine Demenzerkrankung ausmacht.
In einer der ersten Stunden haben die Teilnehmenden Bilder von sich gemalt und dabei nicht nur für sich, sondern auch für ihre Betreuenden und Angehörigen festgehalten, was sie gerne essen, was sie mögen oder was ihnen Stress macht. Teilnehmer Ulli K. zum Beispiel isst gerne Hühnerfrikassee und verbringt gerne Zeit mit seiner Modelleisenbahn. In einem Erinnerungsbuch halten die Teilnehmer fest, was sie erarbeitet haben.
„Die Biografiearbeit hilft den Teilnehmern dabei, sich mit ihrem bisherigen Leben auseinanderzusetzten und für sie wichtige Informationen weiterzugeben", erklärt Luisa Borgmann. Im Hinblick auf eine mögliche Demenzerkrankung seien diese Informationen besonders wichtig. Sie können Unterstützer dabei helfen, Verhaltensweisen von Betroffenen zu verstehen. „Zum Beispiel haben wir herausgefunden, dass eine Teilnehmerin große Angst davor hat Rolltreppen zu benutzen. Durch gezieltes Nachfragen stellte sich heraus, dass eine Bekannte bei einem Unfall auf einer Rolltreppe verunglückt ist", so die Caritasmitarbeiterin weiter. Für die Betreuerin sei das ein Aha- Erlebnis gewesen, das viele bisherige Situationen erklärte.
Seit über einem Jahr arbeitet Projektkoordinatorin Luisa Borgmann nun im Projekt „Demenz verstehen". In dieser Zeit hat sie das Konzept für die Bildungskurse geschrieben und testet sie nun: „Wir lernen, was kommt gut an und was eher nicht", so die Caritasmitarbeiterin Dabei werden verschiedene Dinge und Abläu-fe ausprobiert. Es wird jeweils flexibel auf die Gruppe und Situation eingegangen. Das Ziel: Bis zum Projektende im Dezember 2019 soll ein generell anwendbarer Bildungskurs entwickelt worden sein, auf den auch andere Träger und Einrichtungen zugreifen können.
Hintergrund: „Demenz verstehen"
Immer mehr Menschen werden älter und mit steigendem Alter erhöht sich das Risiko an Demenz zu erkranken. Das Projekt „Demenz verstehen – Ein Projekt für ältere Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Unterstützer" möchte Menschen mit geistigen Behinderungen und die Mitarbeitenden in den Einrichtungen rund um das Themenfeld Alter und Demenz informieren und sensibilisieren. Neben den Bildungskurs für die Bewohnerinnen und Bewohner werden auch Schulungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kooperations-partner angeboten. Das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren (Start Januar 2017) wird vom Innovationsfonds der Caritas im Ruhrbistum finanziert.