14. November 2017, 12:07 Uhr | Sparkasse Gelsenkirchen
17. Gelsenkirchener FinanzForum im Hans-Sachs-Haus. Bildrechte: Sparkasse Gelsenkirchen
Zum siebzehnten Mal veranstaltete die Sparkassen Vermögensmanagement GmbH (SVM) das Gelsenkirchener Finanzforum – diesmal ganz im Zeichen des Superwahljahrs 2017 in Europa und der Brexit-Verhandlungen. Gast war Ralph Sina, Leiter des WDR/NDR-Hörfunkstudios Brüssel. Er begeisterte seine rund 200 Zuhörer mit einem Blick hinter die Kulissen der Europa-Politik: Als eine Zerreißprobe für die EU stellte er die Brexit- Verhandlungen dar. Sina monierte vor allem die Unfähigkeit der britischen Konservativen, sich auf ein klares Verhandlungskonzept mit Brüssel zu einigen: „Die britischen Brexit-Befürworter wissen schlicht nicht, was sie wollen“, so der „Radio-Mann“ aus Brüssel. Premier-Ministerin Theresa May sind mehr oder weniger die Hände gebunden: Sobald sie der EU entgegenkommt, gerät sie in ihrer Heimat unter enormen Druck. Die Konsequenz: „Das britische Brexit-Schiff steuert auf den Abgrund zu. Und zieht die EU in den Abwärtsstrudel“. Gibt es noch Hoffnung für die EU?
Ralph Sina sieht eine Chance: „Die EU braucht charismatische Repräsentanten und konkrete Erfolgsgeschichten.“ Ganz nach dem Motto „Yes, we (Europeans) can.“
Ein weiteres heißes Eisen ist die Flüchtlingspolitik. Vor allem osteuropäische Staaten ziehen nicht mit, wenn es um EU-Vereinbarungen zur Aufnahme von Flüchtlingen geht. Sina sieht auch hier eine Lösung: „Diese Staaten werden sich nur an die EU-Regelungen halten, wenn Zahlungen eingestellt oder reduziert werden. Bisher ist das noch nicht der Fall!“ Wichtig ist aus Sicht Sinas die Einflussnahme der EU auf korrupte Regime in Afrika. „Der Flüchtlings- Zustrom wird sich nicht verringern, solange in vielen afrikanischen Ländern Korruption herrscht.“ Trotz aller Unkenrufe befindet sich die Konjunktur in Europa derzeit in der kräftigsten Erholungsphase seit 2010. Das konstatierte Anlageexperte Michael Hottinger, stv. Geschäftsführer der SVM. Er wagte beim Gelsenkirchener Finanzforum einen Marktausblick auf das Jahr 2018. Aus seiner Sicht profitiert Europa auch vom Wachstum der Weltwirtschaft. Die Frühindikatoren deuten laut Hottinger auf eine Fortsetzung dieses Trends. Vor allem eine Frage brannte seinen Zuhörern unter den Nägeln: „Wie entwickeln sich die Zinsen?“
Michael Hottinger machte wenig Hoffnung auf eine Zinswende: „Von den Notenbanken ist derzeit nur eine graduelle Straffung der geldpolitischen Maßnahmen zu erwarten“, so seine Prognose. Das heißt: Die Zinsen bleiben niedrig. Und wie sieht es bei den Aktien aus? „Die Aktienrisiken sind trotz erhöhter Bewertung noch attraktiv – vor allem in Europa“, so der Anlageexperte. Langfristig rät Hottinger zu einem ausgewogenen Anlage-Mix und einer Streuung der Risiken.