04. August 2016, 15:27 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Rede von Oberbürgermeister Frank Baranowski
- Es gilt das gesprochene Wort! -
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
seien Sie ganz herzlich willkommen in Gelsenkirchen! Ich freue mich sehr, Sie bei uns begrüßen zu dürfen, die Expertinnen und Experten, Unterstützer, Freunde und Praktiker der Talentförderung – und ein bisschen bin ich versucht zu sagen: Seien Sie willkommen zurück in Gelsenkirchen! Denn die Idee der systematischen Talentförderung am Übergang von Schule zur Hochschule, die hat ja in den vergangenen Jahren in unserer Stadt ihre Gestalt angenommen. Und dann hat sie die Runde gemacht, hat viele ermutigt und inspiriert – und nun freuen wir uns natürlich, dass das Zentrum für Talentförderung für ganz Nordrhein-Westfalen auch seinen Platz am Ausgangspunkt, hier in Gelsenkirchen, findet!
Wie Sie sehen, haben wir – Land, Stadt und Westfälische Hochschule – dafür einen besonderen Standort ausgewählt. In einem ausgesprochen repräsentativen Gebäude, das sich doch ein gutes Stück von den eher funktionalen Schul- und Hochschul-Gebäuden unterscheidet, die wir so kennen: Hier residierten einst die Direktoren eines Gussstahlwerkes; dann war hier das Gelsenkirchener Arbeitsgericht untergebracht, bis es vor Kurzem ins gegenüber gelegene Justizzentrum gezogen ist. Daraufhin hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft ggw das Haus erworben, es renoviert, um es nun wieder einer Einrichtung des Landes zur Verfügung zu stellen.
Wir als Stadt haben das getan, weil es uns ein Anliegen war, dass das NRW-Zentrum für Talentförderung einen möglichst repräsentativen Sitz mit möglichst guter Verkehrsanbindung erhält. Wir haben das aber auch vorangetrieben, weil dieses Zentrum hier an einen sehr passenden Platz kommt: in die Nachbarschaft des Wissenschaftsparks, an die Schnittstelle der Stadtteile Neustadt und Ückendorf, am Eingang zur Bochumer Straße. Wenn Sie diese Straße bereits kennen oder nachher ein paar Meter auf ihr weiter gehen, werden Sie sehen, dass diese Straße schon einmal bessere Zeiten erlebt hat.
Sie spüren aber auch, dass sie nach wie vor ein erhebliches Potenzial besitzt. Darum ist sie zu einem wichtigen Ansatzpunkt für unsere Anstrengungen der Stadterneuerung geworden. Mit vielen Maßnahmen – etwa mit dem Umbau der architektonisch so spannenden Heilig-Kreuz-Kirche zu einem Veranstaltungsort, um nur ein Beispiel zu nennen – werden wir in den kommenden den Charakter der Nachbarschaft deutlich verändern.
Es ist also ein dynamischer Standort, an dem sich das NRW-Talentzentrum von heute an befindet. Es ist ein Standort mit erheblichen Potenzialen, die noch zu entwickeln sind – und das dürfen wir natürlich als programmatische Aussage verstehen, denn auch in der Bildungspolitik wollen wir unsere Potenziale, unsere Talente noch besser zur Entfaltung bringen. Begonnen haben wir mit dieser Arbeit schon vor einigen Jahren. Wir haben im zurückliegenden Jahrzehnt massiv die frühen Betreuungs- und Bildungsangebote ausgebaut. Um die Eltern zu entlasten, aber auch um sicher zu gehen, dass alle Kinder Deutsch sprechen, wenn sie zur Schule kommen.
Dass kein Kind in der Schule nur aufgrund seiner Herkunft zurückstehen muss und womöglich schon in den ersten Schuljahren den Anschluss verpasst, mit Folgen für die gesamte Bildungslaufbahn. Denn genau das hatten wir leider schon zu lange erlebt, und das darf sich auf keinen Fall fortsetzen: Dass es weiter so stark von der Herkunft der Eltern, von ihrem Geldbeutel und von ihrem Bildungsstand abhängt, wie viel ein Kind lernt, welche Noten und Lebenschancen es hat – und sogar, wie gesund es ist! Diese Form der Benachteiligung dürfen und wollen wir nicht länger akzeptieren!
Dafür ist es wichtig, dass der Einstieg in die Bildungslaufbahn gelingt. Dafür ist es aber genauso wichtig, dass die Übergänge von der einen Stufe zur nächsten gelingen. Dass der Mut da ist, den Schritt zur nächsten Stufe mit Selbstvertrauen zu gehen. Und darum war ich – und nicht nur ich – so angetan von der Initiative der Westfälischen Hochschule, als sie begann, sich intensiv um den Übergang zum Studium zu kümmern. Nicht zu warten, bis die Studierenden von selbst kommen, sondern Talente schon vorab zu begleiten.
Daraus ist eine echte Erfolgsgeschichte geworden – und erfreulicherweise auch eine Geschichte, die immer wieder erzählt wurde, die in den Medien eine erhebliche Resonanz gefunden hat. Sie, Herr Yilmaz werden vermutlich inzwischen in der Öffentlichkeit regelmäßig erkannt, so oft wurde ja über Sie und Ihre Arbeit berichtet. Nun hoffe ich, dass Ihnen das nicht zur Last fällt, denn diese Resonanz ist ja das Beste, was diesem Projekt und unserem gemeinsamen Anliegen passieren konnte. Dass es sich rumspricht, dass die Wege zum Studium nicht nur den Kindern der Apotheker und Anwälte offen stehen – denen natürlich auch, aber genauso allen anderen, die ebenfalls Talent haben! Und dass nicht nur jene Talent haben, bei denen alles glatt läuft, die von Anfang an gute Noten schreiben.
Es ist gut, dass sich diese Einsicht durchsetzt, dass wir hier Strukturen aufbauen, mit denen wir diesen leicht zu übersehenden Talenten Mut machen – und eine Unterstützung ermöglichen, die einen echten Unterschied machen kann – vielleicht für ein ganzes Leben.
Darum heiße ich das neue Zentrum für Talentförderung ganz herzlich willkommen – und wünsche Ihnen bei Ihrer Arbeit mit unseren Talenten und für unsere Talente alles Gute und jeden erdenklichen Erfolg!
Glück auf!