25. Mai 2016, 19:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Rede von Oberbürgermeister
Frank Baranowski
- Es gilt das gesprochene Wort -
Meine Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe ehrenamtliche Helferinnen und Helfer,
ich will Sie gar nicht lange von Bratwurst und Kaltgetränk abhalten und vor allem auch gar nicht lange Ihre Gespräche untereinander unterbrechen. Denn genau darum soll es ja heute auch gehen. Darum, miteinander ins Gespräch zu kommen, darum, sich auszutauschen über die Erfahrungen, die wir alle gemacht haben in diesem letzten doch ziemlich turbulenten guten Dreivierteljahr. Darum, sich dann auch einfach mal feiern zu lassen, für das, was jeder und jede einzelne von Ihnen, was wir hier alle zusammen, in den letzten Monaten auf die Beine gestellt haben. Denn das war und ist wirklich aller Ehren wert!
Einige Worte möchte ich aber schon sagen, weil sie mir wichtig sind. Als vor einem guten Dreivierteljahr, im Spätsommer des Jahres 2015, in Berlin die Worte fielen: „Wir schaffen das!“ war das ein Signal und ein großes Versprechen. Aber mehr auch noch nicht. Was es ganz sicher nicht war, war ein Plan. „Wir schaffen das!“ … - „… nur wie?“, war die eine Frage, die sich in der Folge nach und nach in den Vordergrund schob. Und wer das „Wir“ dabei ist – das war die zweite Frage.
Jetzt, hier, heute Abend sehe ich dieses „Wir“. Und das in sehr beeindruckender Weise. Dieses „Wir“ besteht aus mehreren Hundert, ja insgesamt wahrscheinlich weit über 1000 Menschen, in Gelsenkirchen, denen das Leid und die Not anderer Menschen nicht nur nahe geht, sondern denen es Impuls ist, anzupacken und zu helfen. Sich für Menschen einzubringen, freie Zeit zu opfern, Nachtschichten zu schieben, zu improvisieren, sich nicht frustrieren zu lassen, immer weiter zu machen, auch wenn es schwierig wird, auch wenn es Rückschläge gibt, um Menschen, die Unvorstellbares durchgemacht haben, die vor Grausamkeit, Terror, Gefahr für Leib und Leben fliehen mussten, teilweise alles zurücklassen mussten, eine monatelange Odyssee auf der Suche nach Sicherheit und Freiheit hinter sich hatten – um diesen Menschen eine gute Ankunft in Gelsenkirchen zu ermöglichen.
Das ist eine große, das ist eine großartige Aufgabe, der Sie sich gewidmet haben. Das tritt im Alltagsgeschäft zwischen all den logistischen und organisatorischen Detailfragen, die einfach zu klären sind, oft in den Hintergrund. Aber es geht schlicht um ein deutliches Zeichen von Humanität und Menschlichkeit, das Sie durch Ihre Arbeit gesetzt haben. Und dafür möchte ich mich als Oberbürgermeister unserer Stadt ganz herzlich bei Ihnen allen bedanken!
Es war wirklich ein außergewöhnliches Dreivierteljahr – und Sie haben alle eine außergewöhnliche Arbeit geleistet. Nicht nur die Hauptamtlichen, die von jetzt auf gleich, ganze Betreuungs- und Unterbringungsinfrastrukturen aus dem Boden stampfen mussten, sondern auch die vielen, vielen ehrenamtlichen Helfer, die nicht nur das eigentliche „Willkommen heißen“ in unserer Stadt übernommen haben, ohne die vieles nicht, nicht so gut und nicht so schnell geklappt hätte. Heute können wir sagen: Ja, wir haben es geschafft! Wir alle zusammen. Und wir werden es auch weiterhin schaffen, wenn künftig nicht mehr so sehr die elementaren Fragen von Erstunterbringung und Verpflegung im Vordergrund stehen, sondern die langfristige Aufgabe der Integration. Denn auch wenn das Thema irgendwann aus den Schlagzeilen verschwindet – die Menschen werden vielfach in unserer Stadt bleiben. Und dann wird es umso mehr auf diejenigen ankommen, die ihnen dabei helfen, sich in unserer Stadt zurechtzufinden, sich um Sprachkurse, Kita-Plätze und Arbeitsgelegenheiten kümmern.
Ich wünsche uns allen dabei weiter einen langen Atem! Und nun erst einmal einen schönen Abend und viele anregende Gespräche.
Ihnen allen herzlichen Dank und Glück auf!