13. Mai 2016, 14:02 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Rede von Oberbürgermeister
Frank Baranowski
- Es gilt das gesprochene Wort –
Sehr geehrte Damen und Herren,
Gelsenkirchen ist eine Stadt mit Migrationshintergrund: So steht das hier auf der ersten Tafel der Ausstellung, und so steht es mit voller Berechtigung da. Denn wenn einzelne Personen einen Migrationshintergrund haben können, dann können das Städte natürlich auch! Und wenn man ehrlich ist, muss man sagen: Diese Zuschreibung ist bei einer Stadt wie der unseren letztlich viel treffender als bei einer Einzelperson. Schon jeder Blick auf das Klingelschild eines Gelsenkirchener Mietshauses macht deutlich, wie richtig dieser Satz ist. Und wir alle wissen nur zu gut: Ohne Zuwanderung hätten die Dörfer rund um die Emscher nicht zu einer Großstadt heranwachsen können. Zuwanderer haben unsere Stadt geprägt, immer schon, Ruhrpolen wie Kriegsvertriebene, Gastarbeiter, Spätaussiedler und andere – und auch die Flüchtlinge der Gegenwart werden das künftig tun.
Nicht alle zugewanderten Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche sind in Gelsenkirchen geblieben – aber viele haben hier ihre Heimat gefunden. Oft hat das Zeit gebraucht, das Heimat-Finden ebenso wie das Bewusst-Werden davon, dass Gelsenkirchen tatsächlich die neue Heimat ist. Natürlich ist dieser Prozess nicht immer glatt gelaufen. Nicht jeder hat sich auf Anhieb willkommen und sofort heimisch gefühlt. Aber die Rückschau zeigt auch: Integration kann gelingen. Auf lange Sicht ist dieser Prozess des Heimisch-Werdens sogar sehr oft gelungen. Auf lange Sicht sind sehr viele der Unterschiede und Barrieren verschwunden, die zunächst unüberwindbar erschienen. Ein Oberbürgermeister mit polnischem Namen – vor einigen Jahrzehnten wäre das ziemlich unwahrscheinlich gewesen. Heute ist es Realität. Und so wird es irgendwann auch städtische Repräsentanten mit türkischen oder arabischen Namen geben.
Unsere Stadt hat viel Erfahrung gesammelt, wie Zuwanderer aufgenommen werden können, wie wir Zuwanderer helfen können, schnell heimisch zu werden – Zuwanderern und ihren Kindern und Enkeln. Der so genannte Migrationshintergrund, so sperrig diese Zuschreibung ist, kann ja schon wichtig sein. Aus diesen Erfahrungen können wir lernen. Manchen Fehler müssen wir nicht wiederholen, anderes lief sehr gut und kann vorbildlich sein. Und da ist es natürlich sehr willkommen und hilfreich, dass das Institut für Stadtgeschichte diese Erfahrungen erkundet und aufbereitet, dass uns das ISG gerade in diesem Jahr mit dieser Ausstellung zeigt, wie Integration aussehen und erfolgreich verlaufen kann – denn da steht uns ja erneut eine große Aufgabe bevor.
Aber ich will diese Ausstellung nicht nur mit dem Blick auf die Zukunft sehen. Diese Ausstellung erzählt ja nicht nur einen abstrakten Prozess namens „Integration“, sie erzählt auch von spannenden, schwierigen, manchmal schönen, manchmal nicht so schönen Lebenswegen von Frauen und Männern. Sie erzählt die Geschichte von mindestens drei Generationen an Gelsenkirchenern, und da muss ich sagen: Es ist gut, dass wir diese Geschichten kennen und weitererzählen. Und darum danke ich allen Beteiligten, die als Zeitzeuge oder Forscher daran mitgewirkt haben – und wünsche dieser Ausstellung viele interessierte Besucherinnen und Besucher!
Glück auf!