01. Dezember 2012, 00:00 Uhr | Stadtbibliothek Gelsenkirchen
2012
Wie tief kann man sinken? Nick Belsey ist dabei, diese Frage genau auszuloten.Er ist obdachlos, hoch verschuldet und hat einen Mordsfilmriss. Kaum die ideale Ausgangslage für einen Polizisten und dann ist er auch noch dabei, seinen Job zu verlieren.
Oliver Harris Hauptfigur in dem Roman „London Killing“ hat nun wirklich so gar keinen moralischen Kompass. Versoffen, verlogen und desillusioniert stolpert er durch sein Leben und macht keinen Hehl daraus, dass er jeden noch so kleinen Vorteil für sich herausschlagen will.
Man wundert sich nicht. Er kann es gebrauchen. Da ist es wie ein Lottogewinn, dass er den Vermisstenfall eines russischen Oligarchen bearbeiten soll. Kurzerhand nistet er sich in der nun leerstehenden Villa ein und nimmt die Identität des Russen an. Blöd nur, dass dieser jede Menge Dreck am Stecken hatte…
Selten ist dem Leser ein derartig grandioser Mistkerl wie Nick Belsey begegnet. Ohne seine Lage auch nur ansatzweise zu beschönigen, versucht er mit allen Mitteln seine Haut zu retten. Dabei passt er sich so schnell an veränderte Situationen an, dass es einem schwindelig wird. Mord, Manipulation, Wirtschaftskriminalität, all das wird geschickt gemischt in dieser Geschichte und Oliver Harris schildert ein London, wie es Touristen nicht zu Gesicht bekommen dürften. Da geht es um Geld, Posten und Bestechlichkeit in einem Ausmaß, dass einem Nick nach einer Weile wie die einzige ehrliche Haut vorkommt. Immerhin weiß man, dass er einfach lebendig aus der Sache rauskommen will. Nun gut, ein paar Millionen würden ihm auch nicht schaden.
Sprachlich ist „London Killing“ rau und ehrlich und ungeschönt. Keine hohe Literatur, die hier auch unpassend wäre. Allerdings verfügt der Roman über einen staubtrockenen Humor und jede Menge spannender Wendungen. Der Leser hetzt mit Nick durch die Handlung, die immer komplizierter wird und sich konsequent steigert bis zum unglaublichen Finale. Dabei ertappt man sich dabei, wie man diesem Typen die Daumen drückt und mehr von ihm lesen möchte.
Ich hoffe doch sehr, dass Harris es nicht bei seinem Debütroman belässt und werde den Autoren im Auge behalten. - Download ebib
Iris Jockschat
Thriller Har
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