15. Januar 2016, 21:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Rede von Oberbürgermeister
Frank Baranowski
- Es gilt das gesprochene Wort –
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener,
Ihnen allen ein ganz herzliches Willkommen zum Neujahrsempfang der Stadt Gelsenkirchen im Jahr 2016! Ich freue mich sehr, dass Sie mit dabei sind; dass Sie 2015 so weitsichtig waren und sich keinen anderen Termin auf den dritten Freitagabend im neuen Jahr gelegt haben – und an diesem Abend den richtigen Weg eingeschlagen haben: den in unser Musiktheater im Revier, ins schönste Opernhaus weit und breit!
Ich begrüße Sie ganz herzlich – jede Einzelne und jeden Einzelnen unter Ihnen, an welcher Position Sie in oder für unsere Stadt tätig sind, welches Amt Sie ausüben, welchen Titel Sie tragen. Und bitte um Verständnis dafür, dass ich das einmal ganz summarisch sage. Denn wenn ich mich im Parkett und auf den Rängen umschaue – ich wäre wohl lange damit beschäftigt, alle verdienten Gäste namentlich zu grüßen…
Einige wenige Ausnahmen möchte ich allerdings machen – ohne geht es dann doch nicht. Zunächst für einen Mann, der besondere Ämter ausgeübt hat, einen besonderen Titel trägt und gerade eine Abfolge festlicher Tage erlebt: Unser Ehrenbürger Gerd Rehberg hat vor genau einer Woche ein schönes und stolzes Jubiläum gefeiert, seinen 80. Geburtstag – und das ist für mich Grund genug, Dir, lieber Gerd, im Namen aller Gelsenkirchener nochmals alles Gute zu wünschen!
Die zweite Ausnahme soll dem Kreis der jungen Frauen und Männer gelten, die im vergangenen Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen haben, und das mit der Bestnote – junge Menschen, die schon heute unsere Stadt mitprägen und das in Zukunft gern noch ein bisschen stärker tun sollen! Auch Ihnen – Sie sitzen im ersten Rang – auch Ihnen ein ganz herzliches Willkommen!
Wir freuen uns mit den Erfolgreichen, wir wissen jedoch auch, dass sich nicht jeder so leicht tut mit dem Schul- und Hochschulabschluss. Gerade der Übergang in die Berufsausbildung kann holprig verlaufen. Das ist keine Schande. Schade wäre es jedoch, wenn es dabei bliebe; wenn der Übergang auf Dauer nicht gelingen sollte. Die jungen Frauen und Männer, die heute als erstes auf der Bühne waren und mit der Vorstellung des Joblinge-Programms diesen Abend eröffnet haben, haben im letzten Jahr doch eine Berufsausbildung aufgenommen – und darüber freuen wir uns mit Ihnen! Wir freuen uns, weil wir selbst aus eigener Erfahrung wissen, wie das ist, wenn etwas zunächst nicht gelingen will – und man sich fragt, wie das noch werden soll. Und weil dann das Wichtigste ist, sich nicht entmutigen zu lassen, nicht aufzugeben, sondern trotzdem eine zweite oder dritte Chance zu suchen. Und noch eine. Sie haben nun Ihre Chance ergriffen. Dazu meine herzlichen Glückwünsche!
Wobei ich natürlich ergänzen muss: Mut ist wichtig, Hilfe aber auch. Oft wächst Mut nur dort, wo es Unterstützung gibt. Das Joblinge-Programm braucht Förderer. Es braucht Unternehmen und Personen, die jungen Menschen die Hand reichen und dieses Angebot schaffen. Und diesen Bedarf wird es weiter geben. Darum meine Bitte: Wenn Sie, meine Damen und Herren, die Möglichkeit sehen, einem jungen Gelsenkirchener die Chance auf ein Praktikum oder Ausbildungsplatz zu bieten – dann melden Sie sich! Sie finden heute ganz sicher einen Ansprechpartner. Denn wir müssen nicht lange darum herum reden: Kaum etwas ist so wichtig, wie jungen Menschen Mut und Zutrauen zu vermitteln, das eigene Leben selbst gestalten zu können!
Einem der Unternehmen aus dem Förderkreis der „Joblinge“ möchte ich heute besonders danken, weil dieses Unternehmen auch als Sponsor die Ausrichtung dieses Neujahrsempfanges unterstützt. Vermutlich sind Sie jetzt gespannt, wer das ist, wem der Dank gilt – doch das kann ich leider nicht auflösen. Das Unternehmen möchte nicht genannt werden, und diese Bitte respektiere ich selbstverständlich.
Aber es ist tatsächlich so: Dieses Gelsenkirchener Unternehmen verfährt nicht nach der legitimen Maxime: Tue Gutes und rede darüber. Es hält sich lieber zurück und gönnt den jungen Frauen und Männern den Auftritt im Rampenlicht! Das ist eine schöne Geste, schon allein weil sie daran erinnert, dass für ein Unternehmen etwas Anderes genauso wichtig sein kann wie das Produzieren und Geldverdienen: Nämlich zu wissen, wofür man steht. Was man tut und was nicht. Was man mit dem, das man sich erarbeitet, möglich machen will. Oder anders gesagt: Zu wissen, dass die Unternehmenskultur genauso wertvoll sein kann wie das, was in der Bilanz steht. Wenn nicht gar wertvoller, denn wir erleben ja gerade bei Vaillant, dass selbst positive Zahlen nicht garantieren, dass ein gesundes Werk erhalten bleibt…
Eine eigene Kultur haben nicht nur Firmen. Auch Städte und Regionen haben so etwas, auch und gerade unsere Stadt. Selbst wenn sie fließend in andere Städte übergeht, selbst wenn sie sehr weltoffen ist und enorm vielfältig, mit ganz unterschiedlichen Vierteln und Menschen – so hat unsere Stadt doch ihre besondere Kultur. Das spüren wir alle. Es gibt da etwas, was das Leben bei uns ausmacht; etwas, das uns begleitet und spätestens dann so richtig bewusst wird, wenn wir Fremden unsere Heimatstadt schildern und erklären wollen, warum wir so an ihr hängen, trotz aller Schwierigkeiten. Irgendwas ist an ihr dran. Irgendwas macht das Leben und die Leute hier aus. Und das muss mit der Kultur zu tun haben.
Ja, meine Damen und Herren, Sie haben es bereits der Einladung entnommen: Es soll heute um Kultur gehen, um Kultur in Gelsenkirchen. Und auch wenn wir das schon vor etlichen Wochen festgelegt haben, so bin ich heute umso mehr der Auffassung, dass es das richtige Thema ist. Und das sage ich auch auf die Gefahr hin, dass sich jetzt der eine oder die andere vielleicht zurücklehnt und denkt: Ach, schon wieder Ballett! Schon wieder diese goldenen Worte über all die schönen Dinge, die mit der Welt da draußen nur wenig zu tun haben…
Ehrlich gesagt: Damit würden Sie nicht nur dem Ballett Unrecht tun. Denn Kultur ist mehr – und hat unheimlich viel mit unserer Welt und unserem Alltag zu tun. „Kultur“ meint ja nur im engeren Sinne die Welt der schönen Künste, der Museen und Opern. Im weiteren Sinne gehört dazu die gesamte Art, wie wir unsere Welt schaffen: Die Art, wie wir leben, wie wir miteinander leben und wie wir dieses Miteinander gestalten. Und zu dieser Sichtweise gehört auch, dass die Art unsers Zusammenlebens etwas ist, das wir selbst gestalten, Sie und ich, bewusst wie unbewusst. Wir alle nehmen Einfluss auf unsere Kultur, Tag für Tag, durch viele kleine Handlungen, durch die Art unseres Auftreten und Umgangs, durch unsere Werte. Und darum ist es nur richtig und konsequent, sich von Zeit zu Zeit einmal zu befragen, wie es denn eigentlich um unsere Kultur steht. Ob wir sie willentlich oder nicht in die richtige Richtung bewegen.
Das wollen wir heute auf zwei Ebenen tun. Was das Kulturgeschehen im engeren Sinn angeht, so haben wir gleich hier auf der Bühne eine Gesprächsrunde mit Vertreterinnen und Vertretern des Gelsenkirchener Kulturlebens.
Diese Expertenrunde wird moderiert von Matthias Bongard, den Sie schon kurz am Mikrophon erlebt haben und wahrscheinlich bereits von westART kennen, der NRW-Kultursendung des WDR. Auch Sie, lieber Herr Bongard, begrüße ich ganz herzlich erstmals bei einem Neujahrsempfang der Stadt Gelsenkirchen!
Die darüber hinaus gehende Diskussion, die Diskussion über unsere gesellschaftliche und städtische Kultur im weiteren Sinne – die wollen wir hingegen nicht allein den Expertinnen und Experten überlassen. Denn gerade jetzt, nach einem wirklich außergewöhnlichen Jahr, mitten in einer sehr bewegten Zeit – wenn wir nur an das denken, was sich in den vergangenen Wochen und Monaten in Köln, Istanbul und Paris ereignet hat, was immer wieder in Dresden und teilweise in anderen Städten artikuliert wird – gerade in solchen Zeit ist es einfach geboten, sich auf ein paar grundsätzliche Fragen einzulassen!
Wobei uns in Gelsenkirchen da nicht bange werden muss. Schließlich haben wir es ja alle gerade erst erlebt, wie sehr unsere städtische Kultur von starken und lebendigen Werten getragen wird. Der Umgang mit der Ankunft der Flüchtlinge in unserer Stadt – der Ankunft so vieler Flüchtlinge! – dieser Umgang hat im vergangenen Jahr auf beeindruckende Art und Weise sichtbar gemacht, über wieviel Menschlichkeit, Haltung und Empathie die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener verfügen!
Vielleicht haben auch Sie sich persönlich engagiert, ganz sicher aber haben Sie es im Freundes- und Bekanntenkreis mitbekommen, was alles geleistet wurde, von Spenden und Übersetzungen bis hin zur Unterstützung bei der Wohnungseinrichtung und Deutschkursen. Und das von Haupt- wie Ehrenamtlichen, von der Feuerwehr, dem THW, den Sozialverbänden, von Einzelpersonen oder neu gegründeten Initiativen wie „Angekommen“ oder der „Task Force“. Auch die städtischen Beschäftigten im Sozialamt und der Bauverwaltung haben Enormes geleistet. Ganz klar: Das, was gemeinsam 2015 bewerkstelligt wurde, das hat mich wieder einmal richtig stolz auf unser Gelsenkirchen gemacht!
Es hat mich stolz gemacht, weil da ein großartiges Selbstverständnis zum Ausdruck kam. Es kam zum Ausdruck, wie stark sich die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener – unausgesprochen und ohne viel Aufheben darum zu machen – einer Kultur der Toleranz, der Solidarität und des Miteinanders verpflichtet fühlen. Einer Kultur der Solidarität und der Verantwortung, die nicht nur dem Nachbarn nebenan gilt, sondern ebenso Menschen, die aus Syrien und dem Irak, aus Eritrea oder Afghanistan vor Krieg und Gewalt fliehen müssen!
Wenn wir auf 2015 zurückschauen, dann müssen wir zudem feststellen: Es war ganz generell ein Jahr der Städte. Es war ein Jahr, das zeigte, wie fundamental wichtig diese Ebene des Zusammenlebens ist. Die Bürgerinnen und Bürger, die Städte und Gemeinden in unserem Land haben etwas geleistet, worüber Menschen weltweit gestaunt haben. Und wenn jemand in Berlin mehrfach sagte: „Wir schaffen das“ – dann meinte das ja nicht, was die Bundespolitik schafft. Sondern das, was wir hier alle gemeinsam geschafft haben, was vor allem aber vor Ort in der täglichen Arbeit der Unterbringung und Betreuung auf die Beine gestellt wurde!
Auch das andere große Schlagwort des vergangenen Jahres – die „Willkommenskultur“ – auch dieses Wort transportiert viel davon, was unsere städtische Kultur ausmacht. Wobei wir ehrlicherweise auch sagen müssen, dass es kompliziert sein kann, wenn Menschen aus verschiedenen Kulturen aufeinander treffen. Dass es erstens nicht immer einfach ist, wenn Menschen in Kontexte geraten, in denen sie sich nicht auskennen; und dass zweitens Menschen leider schon mal Angst haben vor denen, die sie noch nicht kennen.
Das, was bei manchen eine diffuse Sorge war und bei anderen ein festsitzendes Ressentiment, das nur auf einen Anlass wartete – das heftet sich seit der Silvesternacht an die Ereignisse von Köln. Und tatsächlich stellen uns diese skandalösen Ereignisse auf eine harte Probe. Es ist ganz und gar unstrittig, dass so etwas nicht passieren darf; dass Tätern und Taten mit der Härte des Rechtsstaates begegnet werden muss. Und doch ist für mich auch klar, dass wir uns nicht unseren Ängsten hingeben dürfen. Dass wir gerade jetzt nicht Zäune um unsere Häuser und unser Land ziehen und unsere Freiheit aufgeben dürfen. Im Gegenteil: Wir müssen unsere Freiheit – die übrigens weder für Flüchtlinge noch für Flüchtlingsgegner eine Narrenfreiheit ist - jetzt entschlossen verteidigen!
Wir müssen jetzt erst recht eine Kultur schaffen und bewahren, in der solche Dinge nicht vorkommen können!
Und noch etwas ist sehr klar für mich, meine Damen und Herren: Wir müssen uns in dieser Situation davor hüten, Leuten auf den Leim zu gehen, die nur vorgeblich unsere Sicherheit im Sinn haben – die aber in Wahrheit Angst und Unsicherheit schüren, um damit eine verantwortungslose Politik zu machen! Und wir alle – wir alle auch hier im Saal! – stehen in der Verantwortung, uns bei unseren Wortmeldungen nicht an demselben gedanklichen und rhetorischen Instrumentenkasten zu bedienen wie das die Leute von Pegida und anderen Gruppen tun! Wer das macht, trägt zu einer Eskalation bei, die sich ein vernünftiger Mensch nicht wünschen kann. Übrigens: auch Bürgerwehren können schon zu einer solchen Eskalation beitragen.
Heribert Prantl hat völlig recht wenn er in der SZ schreibt: „Aus der rechten Ecke darf jetzt nicht das deutsche Wohnzimmer werden. Was gestern rechtsradikal war, ist nicht heut in Ordnung.“
Entsprechend muss es 2016 darum gehen, dass wir so selbstbewusst wie besonnen vermitteln, welche Regeln bei uns gelten. Und das ist nicht ganz neu, das geschieht ja schon vielfach, jeden Tag etwa auf den Schulhöfen und in den Schulklassen. Wir sollten diese Regeln aber auch an anderen Stellen vermitteln, und zwar am besten durch unser Vorbild, im persönlichen Umgang – etwa indem wir die Flüchtlinge – und gerade jene mit Bleibeperspektive, die einmal echte Gelsenkirchener werden können – bewusst in unsere Stadtgesellschaft einbeziehen. Indem wir Einladungen aussprechen, in Sport- und Musikvereine zum Beispiel, in Nachbarschafts-Aktionen. In das gesamte Sozialleben, das wir in unserer Stadt pflegen und unterhalten, von den Angeboten für junge Menschen bis zu den gemeinsamen Aktivitäten älter werdender Menschen – in unsere gesamte Kultur des Miteinanders!
Ja, meine Damen und Herren: Von dem großartigen Engagement, das uns 2015 so beeindruckt und begeistert hat – davon werden wir auch 2016 ein großes Stück benötigen. Nicht allein für die Flüchtlinge, es gibt viele andere Gelegenheiten - aber auch für Flüchtlinge. Aber wenn wir das aufbringen, dann kann auch diese Integrationsleistung gelingen. Dann können wir schon bald dazu kommen, nicht mehr von „Wir“ und „Denen“ sprechen zu müssen. Ganz so, wie es in der Vergangenheit des Ruhrgebiets immer wieder gelungen ist, Menschen zu integrieren und daran zu wachsen.
Meine Damen und Herren,
die bereits erfolgten Integrationsschritte, die wir fortsetzen wollen, sie haben eine kulturell spannende Stadt geschaffen. Eine Stadt, die von ihrer Vielfalt profitiert; in der wir uns von Kunst und Kultur inspirieren lassen können – aber auch Möglichkeiten haben, in ihr selbst schöpferisch tätig zu werden.
Beides unterstützen wir von Seiten der Stadt nach Kräften. Eine gute Kulturpolitik ist für mich ein unverzichtbares Element dessen, was eine Stadt als freiwillige Aufgabe zu leisten hat. Folglich haben wir unser Kulturangebot stets verteidigt, selbst in jenen Jahren, in denen der Spardruck am größten war. Gerade hier in unserem Musiktheater sage ich das besonders gerne. Und ich sage es gerne in einer Phase, da wir ja gerade echte Spitzen des Kulturschaffens erleben. Ich denke an die erneute Vergabe des Deutschen Theaterpreises an unsere Ballettdirektorin Bridget Breiner, den zweiten innerhalb von drei Jahren. Ich denke da aber auch an die derzeit laufende Jahresschau Gelsenkirchener Künstlerinnen und Künstler in unserem Kunstmuseum, die eine ausgesprochen vitale Kunstszene präsentiert und unbedingt einen Besuch lohnt!
Neben dem konkreten Kulturangebot fördern wir aber auch die Grundlagen; wir schaffen die Strukturen, die Kunst und Kreativität möglich machen. Wir betreiben, wenn Sie so wollen, Talentförderung. Nehmen wir, da ich Tanz und Bildende Kunst eben schon genannt habe, das Beispiel „Musik“: Das beginnt bei der musischen Bildung in den Kitas, Schulen und offenem Ganztag, das geht weiter mit den Angeboten der Musikschule und führt hin zum Musikprobenzentrum auf Consol, das sich immer wieder Gäste von weither anschauen, weil es selbst international als vorbildlich gilt. An diesem Beispiel sieht man übrigens auch, wie sehr Kultur Querschnittsthema ist, befördert auch von der Stadterneuerung – auf Consol ebenso wie in Ückendorf, wo wir mit Heilig Kreuz in den nächsten Jahren einen neuen, spannenden Veranstaltungsort eröffnen werden. Der wiederum das Kreativquartier Ückendorf weiter voranbringen wird.
Kaum ein anderer Bereich, meine Damen und Herren, steht so sehr für das städtische Leben wie der Kulturbereich; und kaum ein anderer Bereich lebt so sehr vom Engagement, von der Begeisterung der Menschen, im Musikverein oder in einer Band, in der Tanzgruppe oder im Ballett, in der Freien Szene, die uns wichtig ist und für die ja auch gleich ein Vertreter mit in der Runde sitzt. Selbst zum MiR, das ja schon baulich ein Riese in unserer Kulturlandschaft ist, gehören ehrenamtliche Strukturen wie die Theatergemeinde und der Förderverein.
Und es ist kein Zufall, dass 2015 die Preisträger des Gelsenkirchener Ehrenamtspreises aus dem Kulturleben kommen, von der Werkstatt in Buer, vom Kunstverein – oder das Ehepaar Heindrichs, das sich unter anderem als Gründer des Märchen-Festivals verdient gemacht hat.
Diese Beispiele stehen für die zahllosen Möglichkeiten, sich in Gelsenkirchen kulturell zu betätigen. Dieses Engagement steht für eine produktive, kreative und spannende Vielfalt. Für ein Kulturschaffen, das eingebettet ist in eine tolerante, solidarische Stadtgesellschaft, die den Blick auf das Ganze nicht verliert.
Und das ist auch mein Wunsch für 2016, für uns alle: Dass wir den Blick auf das Ganze nicht verlieren. Auf eine Stadt, in der gewiss nicht alles rosig ist, in der es Probleme gibt, die aber auch angesprochen werden und die wir konstruktiv angehen – und in der wir auf eine gute und anregende Art zusammenleben.Miteinander, nicht nebeneinander – und schon gar nicht gegeneinander!
Wir haben in unserer Stadt eine Kultur des Miteinanders etabliert, mit der wir vieles möglich machen können. Die Aufnahme der Flüchtlinge war dafür nur ein besonders prägendes Beispiel. Ich könnte genauso unser starkes Bildungsangebot für junge Menschen anführen, das wir in wenigen Jahren aufgebaut haben.
Ich könnte unser Generationennetz nennen mit seinen vielfacher Möglichkeiten und Angeboten für älter Werdende, sich gesellschaftlich zu betätigen. Oder unsere Wirtschaftskampagne, die wir mit mehreren Gelsenkirchener Unternehmen auf die Beine gestellt haben – mit dem treffenden Slogan: Mit uns wird’s was!
All diese Aktionen waren große Gemeinschaftswerke, sie alle haben die Stärken dieser Stadt zum Vorschein gemacht. Eine Stärke, die aus dem Zusammenhalt erwächst, aus dem Miteinander der Menschen, die hier ihre Heimat gefunden haben, egal wie lange sie schon in Gelsenkirchen leben. Es liegt an uns, diese Stärken zu bewahren und auszubauen.
Es liegt in dieser turbulenten Zeit an jedem Einzelnen und jeder Einzelnen von uns, diese Kultur des Miteinanders zu pflegen und dabei Verantwortung zu übernehmen. Ob es für die Nachbarn ist, für Flüchtlinge, für junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz suchen.
Die Zukunft unserer Städte und unserer Gesellschaft, die liegt ja – wenn Sie mich fragen – nicht so sehr in den Händen von Frau Merkel, oder meinetwegen der Herren Obama oder Junker oder anderer Spitzenpolitikern. Sie liegt bei uns. Bei Ihnen und mir. Eine funktionierende Stadtgesellschaft und Stadtkultur ist etwas, was wir selbst schaffen – und immer wieder neu schaffen müssen. Nur mit uns allen wird’s was.
Das gilt auch für das Alltagsleben, das ja weitergeht. Denn natürlich planen, bauen und sanieren wir weiter: Kindergärten, Schulen, Straßen, Häuser, Brücken, Feuerwachen, Sportplätze, Kultureinrichtungen und Turnhallen, wir gestalten die Stadt weiter. Und natürlich kümmern wir uns um die Arbeitsplätze und die Wirtschaft, kümmern uns um die ganz Kleinen und um die Älteren. Wir werden barrierefreier und inklusiver, pflegen unsere Geschichte und achten auf unsere zukünftige Entwicklung.
Sie sehen: Da gibt es auch 2016 genug zu tun. Und bei alle dem, was zu tun ist, wünsche ich Ihnen und uns allen eine glückliche Hand! Möge das Jahr 2016 ein gutes, vitales und kulturell bereicherndes Jahr für unsere Stadt sein! Ihnen und der Stadt Gelsenkirchen ein herzliches Glück auf!