01. April 2014, 15:59 Uhr | Stadtbibliothek Gelsenkirchen
2010
Inhalt: Sämtliche Werke für Orgel
Interpret: Friedhelm Flamme, Orgel (Hillebrand-Orgel der Münsterkirche St. Alexandri zu Einbeck)
Katalog-Titel: Werke Org
Kurzbiographie:
Ältester Sohn und Schüler von Johann Sebastian Bach, 1733-1746 Organist an der Sophienkirche in Dresden und 1746-1764 an der Liebfrauenkirchen in Halle (Saale). Danach lebte er ohne feste Anstellung von Konzerten und Unterricht (ab 1774 in Berlin). Seine Kompositionen (v. a. seine expressiven zwölf Polonaisen für Klavier) werden dem musikalischen Sturm und Drang zugerechnet. Er schrieb neuen Sinfonien, fünf Klavierkonzerte, vier Triosonaten, neun Klaviersonaten, zehn Klavierfantasien, elf Fugen für Orgel oder Klavier, sechs Sonaten für zwei Flöten sowie geistliche und weltliche Vokalmusik. (Brockhaus Musik)
CD-Information:
Johann Sebastians ältester Sohn, Wilhelm Friedemann, gilt nicht nur als der begabteste der vier Bachsöhne, sondern genoss schon zu Lebzeiten den Ruf, der bedeutendste Organist seiner Generation zu sein. So ist es mehr als erstaunlich, dass von ihm kaum Werke vorliegen, die seinen Rang als Organist angemessen dokumentieren. Neben einem Zyklus von acht Fugen sind eine kleine Sammlung von sieben Choralvorspielen und einige vereinzelte Fugen überliefert. Zeitgenössische Beschreibungen sprechen dafür, dass W. F. Bachs virtuose Darbietungen größtenteils aus Improvisationen bestanden. So vermitteln die großen freien (Clavier-) Fantasien einen nachhaltigen Eindruck von der Kraft dieser Improvisationen, während die sieben Choralbearbeitungen hingegen eher im altertümlichen Pachelbel-Stil gehalten sind. Seine acht Fugen „für das Clavier oder die Orgel“ scheinen das Ergebnis von Bachs Bestreben zu sein, die polyphone Kunst des Vaters mit der galanten und empfindsamen Musiksprache der jüngeren Generation zu verbinden.
Rezension:
„So manche Tonträgerproduktion kommt einem vor, als gäbe es labelübergreifend eine CD-Reihe, welche ‚zu Recht vergessen’ oder ‚Stücke, die die Welt nicht braucht’ überschrieben sein könnte. Um so erfreulicher ist es, die vorliegende Einspielung der völlig zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Orgelwerke des ältesten Bach-Sohns Wilhelm Friedemann zu besprechen. Um es kurz zu machen und den Weg zum Erwerb der CD möglichst zügig zu gestalten – es lohnt sich jedes einzelne Stück zu hören, vorzüglich gespielt von Friedhelm Flamme an der Hillebrand-Orgel der Münsterkirche St. Alexandri zu Einbeck. Herausragend sind die beiden Rahmenstücke, beide mit „Fantasie“ überschrieben und Meisterwerke des beginnenden ‚empfindsamen Stils’, für den gerade die beiden ältesten Bachsprösslinge Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel geradezu exemplarisch stehen. Der jüngere Bruder war allerdings etwas geschickter mit dem eigenen ‚Marketing’ und so waren seine Werke bis heute stets im organistischen Gebrauch. Der eher an der Armutsgrenze agierende Wilhelm Friedemann war zu Lebzeiten der gefragtere Organist, was sich allerdings nicht in Mark und Pfennig (bzw. Euro und Cent) auszahlte. Auch zahlreiche Widmungsversuche an hochgestellte Würdenträger und Herrscherhäuser blieben am Ende ohne Wirkung. So ist es dem Label cpo, wie schon des öfteren, sehr zu danken, diesen Schatz aus dem „Acker des Vergessens“ gehoben zu haben.“ (Frank Höndgen in klassik-heute.com)
STE 10 BAC (1 CD)
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