13. Mai 2014, 10:00 Uhr | Stadtbibliothek Gelsenkirchen
Diese Meldung ist vom 13. Mai 2014, 10:00 Uhr. Gegebenenfalls sind einzelne Inhalte oder der gesamte Artikel nicht mehr aktuell. Für aktuelle Meldungen der Stadt Gelsenkirchen klicken Sie bitte auf https://www.gelsenkirchen.de/aktuelles
Viele heutige Bibliotheksangestellte kennen ihn nur noch vom Hörensagen. Denn Hugo Ernst Käufer ist schon 1987 aus dem Dienst ausgeschieden. Von 1976 bis 1987 war er Leiter der Stadtbibliothek Gelsenkirchen, die sich damals noch etwas bescheidener Stadtbücherei nannte. Jetzt ist er im Alter von 87 Jahren in Legden im Münsterland gestorben. Schon beim Einzug ins Bildungszentrum war er stellvertretender Leiter und folgte wenige Jahre später dem früh verstorbenen Dr. Karl Hotze als Büchereichef nach. In dieser Funktion forcierte er die Umstellung der Bibliotheksorganisation auf die automatisierte Datenverarbeitung. Sein gesellschaftspolitisches Engagement stellte er mit dem damals bundesweit beachteten Projekt eines Sozialen Büchereidienstes unter Beweis. Seine besondere Liebe galt allerdings der lokalen und regionalen Literaturszene, für die er das Archiv Gelsenkirchener Autoren schuf. Direkt nach seiner Pensionierung gründete er den Förderverein „Freunde der Stadtbibliothek“, dem er stets verbunden blieb und dessen Ehrenvorsitzender er war.
Die eigentliche Heimat des gebürtigen Wittener war allerdings jahrzehntelang Bochum, dort lebte er zuletzt in der Heinrich-Kämpchen-Straße, was ihn mit Stolz erfüllte. Zu diesem Arbeiterdichter aus der Frühzeit des 20. Jahrhunderts hatte er ein besonderes Verhältnis, denn die Literatur der arbeitenden Menschen lag ihm immer am Herzen. Selbst engagierter Lyriker, Aphoristiker und Essayist war er vor allem ein tatkräftiger Förderer gerade der heimischen Literatur. Die Literarische Werkstatt Gelsenkirchen, die er schon damals in enger Verbindung zur Volkshochschule gründete, aus der der „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt“ hervorging, sind zu einem großen Teil seinem Einfluss und seiner Mitwirkung zu verdanken. Viele Autoren, die in den 1970er Jahren mit literarischen Arbeiten in Erscheinung traten oder ihre Schriftstellerkarriere begannen, sind für seinen Rat und seine Unterstützung sicherlich immer dankbar gewesen. In späteren Jahren ist er für sein umfangreiches literarisches Werk aber auch als Mäzen der heimischen Literaturszene oftmals ausgezeichnet worden. Das Bundesverdienstkreuz und der Literaturpreis Ruhrgebiet gehörten zu den Ehrungen, die ihm verliehen wurden.
Als Bibliothekschef hat er seine Liebe zur Literatur mit den Aufgaben einer modernen Bibliothek immer zu verbinden gewusst. „Bürger brauchen Büchereien“ war sein Leitspruch und stets war er voller Ideen, wie diese These in die Tat umzusetzen sei und wie er seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür begeistern konnte. Dass er darüber hinaus immer eine konziliante, auch jüngeren Kollegen gegenüber aufmerksame, ja oft fast väterlich-kameradschaftliche Art und Weise des Umgangs pflegte, macht ihn für die, die ihn noch als Vorgesetzten kennenlernen durften, unvergessen.