30. Juni 2025, 17:18 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
GE. Am 28. Juni 1909 wurde Ernst Papies in Buer geboren. 116 Jahre später erinnert die Stadt Gelsenkirchen auf ihrer stadtgeschichtlichen Seite „Gelsenkirchener Persönlichkeiten“ mit einer ausführlichen Biografie an sein Leben und seine Geschichte. Ernst Papies war schwul und aus diesem Grund von den Nationalsozialisten verfolgt. Laut Paragraph 175 standen sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe. 1936 wurde er zu drei Jahren Zuchthaus und Zwangsarbeit im Moorlager Papenburg im Emsland verurteilt. Nach seiner Rückkehr nach Gelsenkirchen im Jahr 1939 wurde er erneut verhaftet und nun ohne Urteil in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Papies überstand danach auch noch die Deportationen in die Konzentrationslager Auschwitz und Mauthausen, wo er im Mai 1945 die Befreiung erlebte.
Um die Aufarbeitung seiner Biografie hat sich maßgeblich der Bochumer Forscher Jürgen Wenke verdient gemacht. Er war auch an der Erstellung des Textes beteiligt. Die „Gelsenkirchener Persönlichkeiten“ berichten über die Diskriminierung und Inhaftierung von Ernst Papies, dokumentieren aber auch seinen langen und vergeblichen Kampf um Anerkennung als Verfolgter des NS-Regimes und um eine Entschädigung für die Freiheitsberaubung, für Schäden an Leib und Leben. Doch galt seine Verfolgung zu jener Zeit nicht als spezifisches NS-Unrecht. Anfang der 1960er Jahre ging er ernüchtert nach Konstanz. Er wandte sich der Religionsgemeinschaft der „Zeugen Jehovas“ zu und fand dort sein Zuhause.
Die Streichung des Paragraphen 175 aus dem Strafgesetzbuch im Jahr 1994 konnte Papies zwar noch erleben. Doch eine Rehabilitierung fand nicht statt, somit galt er weiterhin als Straftäter. Erst im Jahr 2002 hob der Bundestag die Unrechtsurteile gegen Homosexuelle auf. Da war Ernst Papies bereits fünf Jahre tot. Er starb am 16. Juni 1997, im Alter von fast 88 Jahren.
Das Institut für Stadtgeschichte stellt in den „Gelsenkirchener Persönlichkeiten“ in loser Reihenfolge Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener vor, die zu irgendeinem Zeitpunkt in der Geschichte der Stadt eine Rolle gespielt haben. Die Rubrik versammelt bekannte und unbekannte Menschen, Durchschnittliche und Besondere, Gute und Böse. Manche haben unübersehbare Zeugnisse hinterlassen, einige waren hochgeehrt, andere Spuren verlieren sich. Die „Gelsenkirchener Persönlichkeiten“ erinnern an diese unterschiedlichen Menschen, die alle die Stadtgeschichte mitgeprägt haben.
Die Reihe wird stetig ausgebaut. Hinweise sind willkommen.