09. Mai 2025, 12:35 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
GE. Das Institut für Stadtgeschichte lädt am Mittwoch, 14. Mai 2025, um 18 Uhr zu einem Vortrag von Dr. Jens Gründler, Münster in die Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“, Cranger Straße 323, 45891 Gelsenkirchen ein. Thema des Abends ist die Psychiatrie in Westfalen in Nationalsozialismus und Zusammenbruchsgesellschaft.
Die psychiatrischen Einrichtungen wurden im Nationalsozialismus zu Laboren der gesellschaftlichen Radikalisierung. Die Patientinnen und Patienten wurden als "lebensunwerte, nutzlose Esser" bezeichnet. Als erste Maßnahme ließen die Nationalsozialisten ab 1934 zahlreiche Insassen von Anstalten unter Zwang sterilisieren. Ab September 1939 ermordete man Patientinnen und Patienten in polnischen Psychiatrien, Kinder in "Kinderfachabteilungen" und dann Erwachsene in der Aktion T4 zwischen 1940 und 1941. Nach dem Ende der offiziellen "Euthanasie"-Maßnahmen wurde das Morden nicht beendet, sondern von Berlin aus in andere Anstalten delegiert und bis zum Ende des Krieges fortgesetzt. Auch dann ging das Sterben noch weiter, weil man Lebensmittel, Medikamente oder auch Heizmaterial in den Anstalten für psychisch Kranke und Menschen mit Behinderungen besonders stark rationiert hatte.
Im Vortrag wird Jens Gründler die Auswirkungen dieser Maßnahmen für Westfalen nachzeichnen und besonders auf die Kriegsendphase und die zahlreichen, auch personellen Kontinuitäten in der Zusammenbruchsgesellschaft eingehen.
Der Beitrag ist Teil der Veranstaltungsreihe zum 80. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1945. Der Eintritt ist frei.