16. November 2021, 13:46 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Kolja Lessing und Rainer Maria Klaas. Bildrechte: Kulturraum die flora
GE. Am Sonntag, 21. November 2021, 17 Uhr lädt der Kulturraum „die flora“ (Florastr. 26, 45879 Gelsenkirchen) zu einem weiteren Konzert im Rahmen des bundesweiten Themenjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ein. Diesmal stehen Kompositionen für Violine und Klavier im Mittelpunkt, darunter zahlreiche Werke israelischer Komponisten.
Unter dem Titel „Pas de deux“ präsentieren Kolja Lessing (Würzburg) und Rainer Maria Klaas (Recklinghausen) einen Abend rund um Kompositionen jüdischer Komponistinnen und Komponisten von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1846), über Ursula Mamlok (1923-2016) bis zum Zeitgenossen Sidney Corbett (*1960). Der erste Teil wird von Kolja Lessing an der Violine gestaltet, während Rainer Klaas den Klavierpart übernimmt. Den zweiten Teil nach der Pause präsentiert der mit einer instrumentalen Doppelbegabung gesegnete Kolja Lessing als Solist am Klavier. Schon bei der Konzertreihe „(statt) BEETHOVEN“ im Herbst 2021 hatte sein Spiel das Publikum begeistert.
Auf dem Programm stehen auch den beiden Interpreten eigens gewidmete Werke. Das „Duet for Violin and piano“ von Ignace Strasvogel (1909-1994) ist 1991 entstanden und von den Widmungsträgern uraufgeführt worden. Kolja Lessing ist der Widmungsträger einer Komposition des 1927 in Saarbrücken als Hermann Jakob Steinke geborenen Komponisten Zvi Avni. Das Stück „Pas de deux“ (2006) für Violine und Klavier hat Lessing später auch in einer von ihm eingerichteten Version für Violine und Streichorchester aufgeführt. Im Kulturraum „die flora“ steht natürlich die Originalfassung auf dem Programm.
Einen besonderen Blick wirft der Abend auf den 1948 gegründeten Staat Israel und dessen Musiktradition. Mit ihrer mehr oder minder starken Verwurzelung in musikalischen Traditionen suchten Komponisten einen neuen Standort in dem nach kultureller Identität strebenden Palästina bzw. Israel. Oft waren es – neben der existenziellen Rettung vor den nationalsozialistischen Pogromen – äußere Umstände, ja Zufälle, die den Weg nach Palästina bestimmten; der zionistische Gedanke ist nur bei einigen Komponisten richtungsweisend. Jenes Ringen um neues künstlerisches Profil, im subjektiven wie im nationalen Sinne, spiegelt sich in nicht geringem Maße auch in der Hebräisierung mancher Vornamen bis hin zur Annahme neuer, hebräischer Namen. Kein anderes Exilland hat so wie Palästina/Israel in den 1930er bis 1950er Jahren zur Auseinandersetzung mit jüdischen Traditionen herausgefordert – unabhängig von individuellen Positionen zu Religion und Zionismus stellte sich hier die Frage nach israelischer Identität, nach der Schaffung einer neuen Israelischen Musik auf den Grundlagen verschiedenster, zumeist ostjüdischer Einflüsse.
Programmfolge:
- Issai Dobrowen (1891-1953): Mélodie hébraïque op. 12 für Violine und Klavier (1923)
- Felix Mendelssohn (1809-1847) / Ferdinand David (1810-1873): Jägerlied (op. 19.3). Bearbeitung für Violine solo
- Sidney Corbett (*1960): Polydoros Echoes für Violine solo (2011)
- Ignace Strasfogel (1909-1994): Duet for Violin and Piano (1991), Kolja Lessing und Rainer Maria Klaas gewidmet
- Abel Ehrlich (1915-2003): Bashrav für Violine solo (1953)
- Tzvi Avni (*1927): Pas de deux für Violine und Klavier (2006)
- Friedrich Gernsheim (1839-1916): Zwei Präludien aus op. 2 für Klavier
- Heinrich Schalit (1886-1976): Miniaturen für Klavier
- Ursula Mamlok (1923-2016): Sonatensatz a-Moll für Klavier (1942)
- Isco Thaler (1902-unbekannt): Jüdische Stücke für Klavier
- Leon Klepper (1900-1991): Danse Nr. 1 für Klavier
- Berthold Goldschmidt (1903-1996): Capriccio op. 11 für Klavier (1927)
Einführung und Gespräch mit den Aufführenden: Michael Em Walter, Künstlerischer Leiter der Konzertreihe.
Zum Jahr 2021, das bundesweit „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ thematisiert, will der Veranstaltungszyklus „Wie sich die Zeit verzweigt“ (Paul Celan) einen Beitrag mit sieben verschiedenen Programmen leisten, die deutsch-jüdisches Komponieren und Dichten in bekannten, aber auch vielen neuen und neu zusammengestellten Aspekten beleuchten. Die musikalisch-literarische Konzertreihe ist ein Gemeinschaftsprojekt des Kulturraum „die flora“ der Stadt Gelsenkirchen in Kooperation mit der Stadt Recklinghausen/Fachbereich Kultur, der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, dem Freundeskreis Synagoge Bochum-Herne-Hattingen e. V. und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Recklinghausen. Die Konzertreihe wird unterstützt durch die LWL-Kulturstiftung.
Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr, Einlass ist ab 16.30 Uhr. Der Eintritt beträgt 14 Euro, ermäßigt 10 Euro; Begleitpersonen von Schwerbehinderten haben freien Eintritt.
Eine Kartenreservierung ist erforderlich unter Tel.: (0209) 169-9105. Für den Zugang zur Veranstaltung gelten zurzeit die 3 „G`s“: Geimpft – Genesen – Getestet. Ein Nachweis ist bei Eintritt vorzulegen. Eventuelle Änderungen werden auf der Homepage bekannt gegeben: www.die-flora-gelsenkirchen.de
Hinweis für die Redaktionen: Ein Foto ist beigefügt (Kolja Lessing und Rainer Maria Klaas (c) Kulturraum die flora.jpg).