Aktive Gelsenkirchener Familienpolitik findet in der Prognos-Studie leider keinen Niederschlag
Familienatlas 2007 arbeitet mit veralteten Daten
05. Oktober 2007, 00:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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GE. "In Gelsenkirchen gibt es keine passive Familienpolitik! Im Gegenteil, gerade in Gelsenkirchen wird intensiv und erfolgreich daran gearbeitet, die Stadt attraktiv für Familien zu machen", mit diesen Worten reagiert Oberbürgermeister Frank Baranowski auf die jüngste Prognos-Studie zur Familienfreundlichkeit von Kommunen. Gelsenkirchen wird in diesem Ranking im hinteren Drittel eingeordnet. Nicht nur, dass viele Daten der Studie aus den Jahren 2002 bis 2005 stammen, zahlreiche positive Entwicklungen werden in der Untersuchung schlichtweg ignoriert. "Gelsenkirchen ist eine familienfreundliche Stadt und das spiegelt sich in vielen Angeboten wieder! Leider wurden diese Gelsenkirchener Erfolge offensichtlich nicht erfasst", so Frank Baranowski weiter. "Ich werde mich durch diese Art von schlecht recherchierten Rangfolgen nicht entmutigen lassen und weiterhin eine offensive Familienpolitik betreiben!"
Dass die Familienpolitik der Stadt Gelsenkirchen mit dem Wort "passiv" beschrieben wird, liegt allein an der Begrifflichkeit, die von den Machern der Studie gewählt wurde und sagt nichts über die Anstrengungen aus, die in Gelsenkirchen unternommen werden.
Zu den einzelnen Ergebnissen bleibt festzustellen, dass sich gerade in der Kategorie Vereinbarkeit von Familie und Beruf die Situation erheblich verbessert hat.
So konnte die Versorgungsquote für Ganztagsbetreuungen im Kindergartenalter auf 21 Prozent gesteigert werden (in der Studie werden 12,5 Prozent genannt).
Auch das Angebot an Plätzen für Kinder unter drei Jahren ist erheblich gestiegen. Die Versorgungsquote lag im Jahre 2004 noch bei 1,4 Prozent und konnte bis zum Jahr 2006 auf 3,8 Prozent erhöht werden. Aktuell konnte die Quote im Jahr 2007 auf über 8 Prozent und damit zum Vorjahreswert verdoppelt werden. Ein weiterer Ausbau ist geplant.
Neben den Platzzahlerhöhungen konnte auch durch erweiterte Öffnungszeiten das Angebot verbessert werden. Seit dem 1. September 2006 werden in fünf Einrichtungen der Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung Öffnungszeiten zwischen 6.00 Uhr und 20.00 Uhr angeboten. Darüber hinaus ist auch eine Betreuung am Samstagvormittag möglich.
44 Elternteile, deren Kinder im Rahmen der erweiterten Öffnungszeiten betreut werden, sind alleinerziehend und berufstätig. Durch die frühere bzw. längere Betreuung wurde zahlreichen Eltern die Aufnahme einer Berufstätigkeit oder einer Ausbildung erst ermöglicht.
Auch im Bereich der Tagespflege konnten die Platzzahlen erheblich gesteigert werden. Seit dem 1. November 2006 wurden 120 Betreuungsplätze für Kinder in Tagespflege geschaffen. Weitere 22 Plätze stehen ab November 2007 zur Verfügung. Damit werden die Vorgaben aus dem Tagesbetreuungsausbaugesetzes zum stufenweisen Ausbau der Tagespflege erfüllt und sogar um 6 Plätze überschritten.
In dieser Kategorie müssen auch der Ausbau eines Frühwarnsystems und die niederschwelligen Hilfsangebote für Eltern erwähnt werden. Eine Vorreiterrolle hatte Gelsenkirchen bei den Begrüßungshausbesuchen bei jedem Erstgeborenen in Gelsenkirchen. Viele Kommunen haben diese Modell inzwischen übernommen.
Ein Angebot, dass die Studie nicht erfasst, ist die Gelsenkirchener Elternschule für Eltern mit Kindern von null bis drei Jahren und von vier bis sieben Jahren. Diese Angebote gibt es in verschiedenen Sprachen.
Darüber hinaus werden Offene-Eltern-Baby/Kind -Treffs angeboten und im Lokalen Bündnis für Familien engagieren sich Menschen verschiedenster Organisationen in fünf Arbeitgruppen, um die Situation Gelsenkirchener Familien zu verbessern.
Im Bereich der Kategorie Bildung und Ausbildung gibt es ein großes Angebot der kommunalen Jugendberufshilfe. Derzeit werden 588 Plätze für ALG II - Bezieher angeboten. Die Jugendlichen können im Rahmen eines sogenannten Aktiv-Jobs, das Familieneinkommen verbessern. Die kommunale Jugendberufshilfe bietet zudem seit vielen Jahren außerbetriebliche Ausbildungsplätze an. Zurzeit werden 129 Auszubildende betreut.
In der Kategorie Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche ist insbesondere auf den "Mehrgenerationenspielplatz" hinzuweisen. Hier werden neben den üblichen Spielgeräten auch Fitness- und Bewegungsangebote für ältere Menschen bereitgestellt.
Auch der bewegte Spielplatz, auf dem mobile Spielgeräte zusätzlich auf gestellt werden, ist ein neues Angebot.
Seit sieben Jahren unterstützen sogenannte Spielplatzpatenschaften und die zweimal im Jahr stattfindende Spielplatzpatenkonferenz das Angebot.
Die Prognos-Studie gibt eine Zahl von Betreuungspersonen in der Jugendarbeit an. Bei dieser Zahl ist zu berücksichtigen, dass die "tätigen Personen in der Jugendarbeit je 1000 Jugendliche (10 bis18-jährig)" aus dem Jahr 2002 stammt!
Auffällig bei der Studie ist, dass neben zum Teil konkreten Quotenzahlen in anderen Fällen nur Rangwerte angegeben werden. Beim Zahlenmaterial handelt es sich teilweise um Erhebungen, die bis zu fünf Jahre alt sind.
Im Bereich der offenen Ganztagsschulen (OGS) hält Gelsenkirchen inzwischen auf ein umfangreiches Angebot vor. 2477 Kinder werden heute in Gelsenkirchen in einer OGS betreut. Es wird damit eine Versorgungsquote von 92 Prozent aller Gelsenkirchener Grundschulen und 50 Prozent aller Förderschulen erreicht.
Mit qualifizierten Partnern, wie der Musikschule, dem Museum, dem Kulturreferat und der Sportjugend wird ein bereites Angebot geschaffen. Zur inhaltlichen und organisatorischen Weiterentwicklung gibt es eine breite Kommunikationsstruktur aller Akteure im Bereich der OGS. Ein mit den Trägern und der örtlichen Schulaufsicht gemeinsam entwickeltes Fortbildungskonzept wird den hohen Standard erhalten und ausbauen.
Im Bereich der Kinderärzte schneidet Gelsenkirchen laut der Prognos-Studie ebenfalls schlecht ab. Dabei kann in Gelsenkirchen keinesfalls von einer Unterversorgung gesprochen werden. Die Kassenärztliche Vereinigung Dortmund beziffert die Versorgungsquote bei den Kinder- und Jugendärzten in Gelsenkirchen mit 127,1 % (17 Ärzte/innen in 16 Praxen). Zusätzlich sind in den beiden Gelsenkirchener Kinderkliniken 64 Kinderärzte/innen bzw. Ärzte/innen in Weiterbildung beschäftigt, die sich in der Studie nicht wiederfinden.
Oberbürgermeister Frank Baranowski: "Gelsenkirchen macht eine aktive und vorzeigbare Familienpolitik. In vielen Fällen ist die Stadt Vorreiter. Unsere engagierte Familienpolitik wird von der Prognos-Studie leider nicht erfasst. Einmal mehr sind wir in Gelsenkirchen viel besser, als es in einem Ranking abzulesen ist."
***05.10.2007/779