22. September 2015, 13:57 Uhr | aGEnda 21-Büro
Wie sieht die Lernende Stadt der Zukunft aus? Was muss passieren, damit Gelsenkirchen Lernende Stadt wird? Und was macht eine Lernende Stadt aus? Um diese und weitere Fragen ging es bei der ersten Zukunftswerkstatt im Rahmen des Wettbewerbs Zukunftsstadt.
Im Konferenzsaal des Wissenschaftsparks sind am gestrigen Montag, 21. September, Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung und Schulen, von freien Trägern, Wohlfahrtsverbänden, Industrie- und Handelskammer, Regionalverband Ruhr und sozialen Verbänden zusammengekommen, um erste Antworten zu finden. Aber auch Jugendliche nahmen an der Zukunftswerkstatt teil: Schülerinnen und Schüler des Ricarda-Huch-Gymnasiums und Mitglieder des Jugendrats Gelsenkirchen, die sich für ihre Zukunft stark machen wollten.
„Mich freut es, dass Menschen aus so vielen Kontexten heute hier zusammen gekommen sind und gemeinsam darüber nachdenken, wie wir in Zukunft leben wollen“, sagte Bildungsdezernent und Stadtdirektor Dr. Manfred Beck zu Beginn der Veranstaltung. Und das sah nicht nur er so. Auch unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern herrschte ein gutes Klima, das nicht zuletzt dem Schließen neuer Bekanntschaften zu verdanken war.
Für einen fachlichen Input bei der Veranstaltung sorgte neben dem Leiter des aGEnda 21-Büros Werner Rybarski, der das Konzept des Projektes „Lernende Stadt“ vorstellte, außerdem Prof. Dr. Gerhard de Haan vom Institut Futur der Freien Universität Berlin. „In unserer Gesellschaft geht es nicht mehr nur um Noten. Es geht um Motivation, die Frage nach dem, was man kann“, erklärte er. Zukunftsfeste Bildung setze sich aus mehreren Punkten zusammen, zum Beispiel dem selbstorganisierten Lernen und der Selbstwirksamkeitserwartung, was heiße, dass man von sich selbst wissen solle, dass man etwas könne, auch im Falle des Scheiterns. Außerdem machte er deutlich, dass eine zukunftsfähige Stadt mit Lebenszufriedenheit zusammen hänge und da sei Bildung ein maßgeblicher Faktor: „Der Wandel im Hinblick auf die Zukunft beginnt immer im Kopf.“
Nach de Haans Vortrag ging es dann in die Gruppenphase, in der sich die Teilnehmer zunächst einmal klar machen sollten, was bislang gut laufe, was eher Sorgen macht und was sogar wütend. „Der Unterschied zwischen Sorgen machen und wütend sein ist der, dass in letzterem viel Energie steckt. Und die können Sie nutzen“, erklärte Axel Jürgens, der gemeinsam mit Miguel Plewka durch die Veranstaltung führte. In Vierergruppen hieß es, sich auf jeweils drei Punkte zu jeder der drei Fragen zu einigen. Als toll wurde so zum Beispiel ausgemacht, dass man sich mit den Bildungsmöglichkeiten in Gelsenkirchen beschäftige, wütend machte das Fehlen von finanziellen Mitteln.
In einer letzten Erarbeitungsphase und auf Grundlage der zusammengetragenen Ergebnisse wurde dann an möglichen Visionen gearbeitet. „Wie sieht die Stadt der Zukunft aus?“, fragte Jürgens und bat die Teilnehmer ihre Antwort in Form eines Bildes zu Papier zu bringen. Doch nicht jeder für sich, sondern im Stile eines World-Cafes. Dabei blieb jeweils ein Teilnehmer an einer vorbereiteten Flip-Chart stehen, die anderen rotierten und brachten so ihre Ideen in jedes Bild mit ein. Die Bilder waren so unterschiedlich, wie die Menschen vor Ort. Eines zeigte ein Haus, in dem Bildung durch Austausch mit anderen geschehen sollte. Ein anderes eine offene Stadt, in der überall Lernorte zu finden waren. Eines hatten aber alle gemein: Im Mittelpunkt standen die Bürgerinnen und Bürger der Stadt.
„Was genau hat uns unsere Arbeit heute gebracht?“, wollte Jürgens zum Ende der ersten Zukunftswerkstadt wissen. Ein Teilnehmer fasste in einem Satz zusammen: „Sie zeigt, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden, aber noch Hindernisse abgearbeitet werden müssen, gemeinsam.“
Wie sieht die Stadt von morgen aus? Um diese Frage geht es im Wettbewerb „Zukunftsstadt“, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Wissenschaftsjahr 2015 startet. 52 ausgewählte Städte, Gemeinden und Landkreise entwickeln dafür gemeinsam mit Bürgern, Wissenschaft, lokaler Politik, Wirtschaft und Verwaltung eine ganzheitliche und nachhaltige Vision 2030+ für ihre Kommune. Gelsenkirchen ist mit dem Beitrag „Lernende Stadt! – Bildung und Partizipation als Strategien sozialräumlicher Entwicklung“ dabei.