21. Dezember 2017, 11:39 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Kolumne von Oberbürgermeister Frank Baranowski
Liebe Gelsenkirchenerinnen, liebe Gelsenkirchener!
Erst wurden die Tage kürzer, dann schwand die Zahl der geschlossenen Türchen im Adventskalender. Und nun ist es soweit, völlig vorhersehbar und gefühlt doch plötzlich: Wir blicken erneut auf ein zu Ende gehendes Jahr zurück. Auf ein Jahr, das vollgepackt war mit schönen und weniger schönen Momenten. Und in dem immer deutlicher wurde, dass sich in unserer Stadt eine so bemerkenswerte wie erfreuliche Entwicklung vollzieht.
Es mag eine Entwicklung sein, die Sie in Ihrem Alltag kaum spüren und die auch im Gelsenkirchener Stadtbild noch nicht so richtig zu sehen ist. Aber sie ist da, die Zahlen sind eindeutig, seit Jahren schon. Und 2017 hat sich der seit gut zehn Jahren anhaltende Zuwachs an Arbeitsplätzen in unserer Stadt fortgesetzt. Mehr noch: Er hat sogar an Dynamik dazugewonnen. In den zurückliegenden drei Jahren sind in Gelsenkirchen unter dem Strich gut 5.000 sozialversicherungspflichtige Stellen dazugekommen. Im Gegenzug ist die Zahl der geringfügig Beschäftigten gesunken, aus Minijobs wurden richtige Stellen.
Das ist, anders kann man es nicht sagen, ein echter Erfolg. Und weil in unserer Stadt so viele andere Fragen vom Thema „Beschäftigung“ abhängen – soziale wie wirtschaftliche, gesamtstädtische wie persönliche – ist dies für mich das wichtigste Gelsenkirchener Thema beim Rückblick auf 2017.
Mich freut diese Entwicklung, weil sie in die Zukunft weist, weil hier Konturen des künftigen Gelsenkirchener Wirtschaftsmodells erkennbar werden. Dieser Erfolg ist vor allem den Gelsenkirchener Mittelständlern zu verdanken, sie haben im Wesentlichen die neuen Stellen geschaffen. Und weil derzeit mehr und mehr Mittelständler nach Gelsenkirchen kommen – oder hier einen neuen, einen größeren Standort in unserer Stadt beziehen –, dürfen wir sogar davon ausgehen, dass dieser Trend sich fortschreiben wird.
Zu den Betriebsverlagerungen und Unternehmensansiedlungen 2017 zählten eher große Unternehmen des Mittelstands wie Bilstein, Amevida oder Bleistahl, aber auch Ingenieursgesellschaften wie Müller BBM sowie etliche kleinere Betriebe, die nur selten in den Zeitungen auftauchen, aber gute Arbeit leisten und wertvolle Arbeitsplätze schaffen. All die kleinen und mittleren Gelsenkirchener Unternehmen bilden – gemeinsam mit einigen Großen – ein Netz, das weit mehr Branchen umfasst als die frühere Unternehmenslandschaft. Darum ist das neue Gelsenkirchener Wirtschaftsmodell robuster als das alte. Und darum ist es auch nicht mehr nötig, wehmütig auf die Zeit vor dem Strukturwandel zurückblicken.
Es macht sich – das wurde 2017 sichtbar – bezahlt, dass wir uns so intensiv um Unternehmen kümmern, um ansiedlungswillige wie auch die bereits in Gelsenkirchen ansässigen. Es zahlt sich aus, dass wir Brachen wie Graf Bismarck oder den Schalker Verein entwickelt haben, dass wir eine gute Infrastruktur geschaffen haben – insbesondere beim Glasfaser-Ausbau, beim Zugang zum schnellem Internet, aber natürlich auch bei der Bildung, bei den Investitionen in gute Kitas und Schulen.
Bei diesen beiden Themen – Bildung und Digitalisierung – waren wir in den vergangenen Jahren zielstrebiger und ehrgeiziger als andere Städte. Wir haben uns ins Zeug gelegt, ohne sofort Ergebnisse zu erwarten, aber doch in der festen Gewissheit, dass sich die eines Tages einstellen werden. Schön, dass das nun der Fall ist!
Stadtentwicklung braucht Geduld. Das habe ich schon oft gesagt und ich werde auch nicht müde, das zu wiederholen. Man muss langfristig an Veränderungen arbeiten und darf auch dann nicht nachlassen, wenn Erfolge auf sich warten lassen. 2017 war in dieser Hinsicht ein schönes Jahr, weil es zeigte, dass sich genau das lohnt. Der Umbau der Gelsenkirchener City beispielweise hat uns lange beschäftigt. Seit dem Frühsommer aber ist der neue Heinrich-König-Platz fertig – und seitdem wird er von den Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchenern wunderbar angenommen. Und Hand aufs Herz: Wer hätte sich noch vor wenigen Jahren vorstellen können, dass sich auf diesem Platz Woche für Woche so viele Menschen zum Feierabend treffen, zum Genießen und Plaudern?
Ein drittes Beispiel, bei dem es ebenfalls auf den langen Atem ankommt: Uns allen wäre noch vor kurzem völlig utopisch erschienen, dass unsere Stadt während eines ganzen Haushaltsjahres ohne neue Schulden auskommen soll. Nun haben wir für 2018 erstmals nach Jahrzehnten wieder einen solchen Haushalt beschlossen. Das ist uns gelungen, weil wir zwar gespart haben, aber doch stets mit Augenmaß. Wir haben keine stadtprägende Institution, keine stadtprägenden Strukturen zur Debatte gestellt. Und wir haben auch nicht auf wichtige Investitionen verzichtet. Denn es ist zwar wichtig, dass wir unseren finanziellen Handlungsspielraum dauerhaft erhalten. Aber noch wichtiger als alle Finanz-Kennzahlen ist dann doch die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger.
Diesen Weg wollen wir auch im neuen Jahr fortsetzen. Wir wollen uns mit Geduld und Beharrlichkeit dafür einsetzen, dass sich allen Gelsenkirchenern – jungen wie älteren, Frauen wie Männern, Zugewanderten wie Alteingesessenen – immer wieder neue Türe öffnen, immer neue Chancen bieten. Und dass wir in unserer Stadt und in unseren Nachbarschaften gut zusammenleben können.
Es liegen also noch viele Aufgaben vor uns. Ehe wir diese aber im neuen Jahr anpacken, wünsche ich Ihnen zunächst einmal schöne und erholsame Tage. Genießen Sie die Feiertage und kommen Sie gut und gesund ins Jahr 2018!
Ihr
Frank Baranowski