19. Oktober 2017, 08:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Rigips gehört wohl zu den bekanntesten Baustoffen. In jedem Baumarkt gibt es die leicht zuzuschneidenden Platten für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke. Doch warum die Rigipsplatten Rigipsplatten heißen, dürfte weniger bekannt sein. Sie verdanken ihrem Namen dem Ort, wo sie im Jahre 1938 in Europa erstmals industriell gefertigt wurden: Riga. Den Produktnamen „Rigips“ gibt es allerdings erst seit 1961.Er setzt sich aus Riga und Gips zusammen. Erfunden hat die praktischen Gipsplatten ein Amerikaner. Augustine Sackett meldete die Gipsplatte bereits 1894 zum Patent in den USA an.
Eine Rigipsplatte besteht aus Gips, der, je nach Verwendungszweck, von unterschiedlichen Sorten Karton ummantelt ist. Gips wird in der Regel aus Naturstein gewonnen. Im Rigipswerk Scholven konnte lange Zeit zu 100 Prozent sogenannter REA-Gips verwendet werden. Es ist ein Nebenprodukt aus der Rauchgasentschwefelung des benachbarten Kohlekraftwerks. Als Folge der Energiewende ist die Kraftwerksleistung stark gedrosselt, und REA-Gips fällt immer weniger an. Deshalb wird in Scholven eine Anlage erprobt, die Rigipsplatten zum Beispiel aus der Bauindustrie recycelt.
In Scholven wird mit REA-Gips, Naturgips und Gips aus der Recyclinganlage gearbeitet. Seine spezifischen Eigenschaften bekommt Rigips durch den Zusatz von Additiven, so dass Rigipsplatten bestimmte Eigenschaften bekommen und zum Beispiel für den Brandschutz oder in Feuchträumen eingesetzt werden können.
Der Karton für die Rigipsplatten wird auf riesigen Rollen ins Werk geliefert. Je nach der Dicke des Kartons könnte eine ausgerollte Kartonbahn bis zu 14.000 Meter lang sein. Eine Rolle liefert die Kartonbahn, auf die der flüssige Gipsbrei aufgetragen wird. Nachdem der Gipsbrei aufgetragen wurde, sorgt eine sogenannte Formstation für die gleichmäßige Verteilung des Gipsbreis. Über eine weitere Rolle wird eine Kartonbahn zugeführt, die von oben aufgetragen wird. Die Kanten der Platten werden entsprechend verleimt. Rund 340 Meter lang ist in Scholven die Abbindestrecke, auf der der Gipsbrei erhärtet. So entsteht sozusagen eine einzige, 340 Meter lange Rigipsplatte.
Davon abgesehen, dass eine Rigipsplatte von 340 Metern Länge wohl auf keiner Baustelle zu gebrauchen, ist der Gips auch noch nicht ausreichend ausgehärtet. Im weiteren Produktionsverlauf werden sechs Meter lange Platten geschnitten, die dann in mehreren Lagen zur Trocknung und Aushärtung in einen Ofen kommen. Erst danach werden die Platten je nach Einsatzzweck auf ein bestimmtes Maß beschnitten. Schließlich werden sie noch beschriftet, palettiert und im Lager für die Auslieferung fertig gemacht. Allein in Scholven werden Jahr für Jahr Rigipsplatten produziert mit deren Gesamtfläche sich über 6.000 Fußballfelder abdecken ließen.