09. Januar 2017, 08:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
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Alle, die an der Geschichte der Stadt Gelsenkirchen interessiert sind, können sich freuen: Ihre Spurensuche wird nun erheblich einfacher. Möglich macht es das neue, vom Institut für Stadtgeschichte (ISG) erarbeitete, sogenannte Findbuch. Claire Maunoury, Archivarin beim ISG, hat rund zwei Jahre daran gearbeitet, die Aktenbestände aus der Zeit vor 1928 aufzuarbeiten. Es ist ein Blick in die Zeit, bevor das heutige Gelsenkirchen aus dem Zusammenschluss von Gelsenkirchen, Buer und dem Amt Horst im Jahr 1928 entstanden ist.
„Aufgeteilt in Kapitel wie Landwirtschaft, Kultur oder Handel und Gewerbe finden Interessierte hier die jeweiligen Akten mit ihrer Registrierungsnummer und einer kurzen Zusammenfassung des Inhalts“, erläutert die Archivarin. So lässt sich in den Archivräumen des Instituts im Gelsenkirchener Wissenschaftspark leicht auf Spurensuche gehen.
Bei ihrer Aufbereitung der Akten hat die 27-Jährige über 3.200 Akten gesichtet. Viele davon sind handschriftlich geführt und in der heute kaum noch gebräuchlichen Sütterlinschrift verfasst. „Da fiel es mir nicht immer leicht, alles zu entziffern oder auch komplexere Inhalte so kurz und prägnant zusammenzufassen, dass sie einen Einblick in den Inhalt der Akte geben“, gibt Claire Maunoury einen Einblick in ihre Arbeit.
Die älteste Akte stammt aus dem Jahr 1565 und zeigt, dass auch damals schon Schulden gemacht wurden. Es waren die Finanzen des Adeligen Johann von Grimberg, die ins Minus gerutscht waren. Ein anderes Dokument belegt, dass der preußische König Friedrich der Große höchstpersönlich die Aufteilung von Grundstücken zwischen Bauern auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Bulmke-Hüllen am 25.Juli 1765 beurkundet hat.
„Spannend ist sicher auch das Protokoll der Reise von Kaiser Wilhelm I., der sich bei seinem Besuch 1864 vor allem für die Zechen und Industrieanlagen von der Zeche Consol bis zum Schalker Verein in Gelsenkirchen interessierte. Damals gehörte die Stadt noch zum Amt Bochum“, sagt Claire Maunoury und blättert dabei vorsichtig in den alten Unterlagen. Sie stammen aus der Zeit des Bürgermeisters Vattmann, an den heute eine Straße in Gelsenkirchen erinnert.
Bei der Durchsicht der alten Schätze wurde gleich dafür gesorgt, dass sie noch möglichst lange der Nachwelt erhalten bleiben. „Heftklammern aus Metall wurden entfernt, da sie rosten und das Papier beschädigen können. Bei anderen wurde das Papier mit einem speziellen Verfahren entsäuert, damit sie länger haltbar sind“, erläutert Maunoury. Bei konstanten Temperaturen von höchstens 20 Grad und einer Luftfeuchtigkeit um die 50 Prozent können die Akten noch Jahrzehnte gelagert werden, so dass eine Digitalisierung erst einmal nicht vorgesehen ist.
Zwischen 250 und 300 Anfragen von Hobbyhistorikerinnen und –historikern, Studierenden oder aus Universitäten und Instituten erreichen das ISG Jahr für Jahr. „Hinzukommen pro Jahr über 1.200 Anfragen von an der Familiengeschichte interessierten Menschen, die wissen wollen, wo der Ur-Großvater gewohnt oder gearbeitet hat“, verdeutlicht Claire Maunoury das große geschichtliche Interesse mit ein paar Zahlen.
Das neue Findbuch kann nicht nur in den Räumen des ISG eingesehen werden. Auch im Internet kann im Findbuch auf den Seiten des ISG nachgeschlagen werden. Neben dem jetzt erstellten Findbuch gibt es beim ISG noch weitere, wie zum Beispiel ein Verzeichniss der Tageszeitungen, die in Gelsenkirchen, Buer und Horst erschienen sind. In diesem Findbuch wird der im Stadtarchiv vorhandene Zeitungsbestand aufgelistet.