08. September 2015, 15:54 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Liebe Gelsenkirchenerinnen, liebe Gelsenkirchener!
Das Weltgeschehen findet nicht nur allabendlich in der Tagesschau statt. In diesen Zeiten spielt es sich so deutlich wie kaum je zuvor direkt vor unserer Haustür in unserer Stadt ab. Und wir sind nicht mehr nur Zuschauer. Wir sind als Akteure gefragt. Von uns allen hängt es nun ab, ob Menschen, die vor Grausamkeit und Verfolgung fliehen, ein sicheres Obdach bekommen. Wir stehen vor einer der größten Herausforderungen der letzten Jahre.
Und wissen Sie was? Ich bin mir sicher, wir können sie meistern. Und wissen Sie auch, was mich da so zuversichtlich macht? Weil für jeden einzelnen Gelsenkirchener, für jede einzelne Gelsenkirchenerin vollkommen außer Frage steht, dass man hilft, wo Hilfe nötig ist. Weil es für alle in Gelsenkirchen selbstverständlich ist, dass man solidarisch ist mit denjenigen, die schwach und schutzbedürftig sind. Und nicht zuletzt weil es einfach zu uns gehört, dass man anpackt, wo die Not am größten ist und jede helfende Hand gebraucht wird.
Das halten wir uns selbst zu Recht zugute. Jetzt ist der Moment gekommen, es einmal mehr unter Beweis zu stellen. Etwa 2.300 Flüchtlinge werden wir in Gelsenkirchen bis zum Jahresende in diesem Jahr insgesamt aufgenommen haben. Mindestens. Menschen, die oft regelrechtem Grauen entronnen sind. Menschen, die mitunter eine wochenlange, lebensgefährliche Odyssee hinter sich haben. Menschen, die meist ihr gesamtes Hab und Gut zurückgelassen haben und nichts besitzen außer dem, was sie am Körper tragen. Ja, auch Kinder, die ihre Eltern verloren haben, Eltern, die den Verlust ihrer Kinder zu beklagen haben.
In dieser Situation kennt die Menschlichkeit nur ein einziges Gebot: Zu helfen. Ohne Wenn und Aber. Und es tut gut zu sehen, wie dieses Gebot der Menschlichkeit in unserer Stadt gelebt wird. Unternehmenskantinen, die Flüchtlinge bekochen. Kinder, die den Flüchtlingskindern ihr Spielzeug schenken. Ärzte, die sich bei der Stadt melden und Flüchtlinge unentgeltlich behandeln wollen.
Lassen Sie mich eines sagen: Ich bin stolz und dankbar, was Sie alle in diesen Tagen auf die Beine stellen. Wir werden dieses Engagement in den nächsten Wochen und Monaten brauchen. Wir werden unseren Zusammenhalt, unsere Offenheit und unsere Solidarität in den nächsten Wochen und Monaten brauchen. Wir werden all dies inmitten dieser so großen organisatorischen und logistischen Herausforderung vor allem dann brauchen, wenn es darum geht, in so kurzer Zeit eine so große Zahl an Unterbringungsmöglichkeiten in unserer Stadt zu schaffen.
Auch da wünsche ich mir, dass guter Wille und Hilfsbereitschaft nicht aufhören, wenn es sich um die eigene Nachbarschaft handelt. Aber ich bin mir sicher: Diese Gefahr besteht nicht. Denn das offene, bunte, solidarische und zupackende Gelsenkirchen zeigt im Moment, was es ausmacht.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Frank Baranowski