© Musiktheater im Revier.
Mit einer Tasche voller Träume besteigt ein Mädchen aus der Provinz auf der Suche nach ihrem Märchenprinzen die Linie 1 in Richtung Berlin-Kreuzberg. Weil Rockmusiker Johnnie ihr die Liebe versprochen hatte, ist sie von zu Hause ausgerissen, um im Hauptstadt-Dschungel ihr persönliches Happy End zu finden. Doch an der Haltestelle Schlesisches Tor endet nicht nur ihre Zugfahrt, sondern zunächst auch ihre Hoffnung: Gelegenheitsdealer Bambi eröffnet ihr, dass die Adresse ihres Traummanns nicht existiert. Um sie von ihrem Liebeskummer abzulenken, verspricht ihre neue Bekanntschaft, Johnnie für sie ausfindig zu machen. Wieder öffnet sich eine Tür für das Mädchen und so besteigt sie die U-Bahn, die sie zurückbringen soll – zum Bahnhof-Zoo, ins Leben … und vielleicht auch zu Johnnie? Das U-Bahnnetz von Berlin, ein Biotop, durch dessen labyrinthisches Geäst die Fahrzeuge der Verkehrsbetriebe Tag für Tag Menschen unterschiedlichster sozialer Schichten und Nationalitäten befördern. Für die Dauer einer Fahrt teilen sie ihre Sehnsüchte, Ängste und Träume, ihren Rassismus, ihre Verzweiflung, ihre Liebe miteinander: Büroangestellte, Junkies, Rentner, Tagträumer, Alkoholiker, Schulschwänzerinnen, Hausfrauen, Heimatlose, Fahrkartenkontrolleure, Rastafaris, Skinheads. Ihnen allen begegnet das namenlose Mädchen auf ihrer Reise durch die Katakomben der Metropole.
Gerade einmal elf Darsteller verkörpern die fast 60 Partien des Kult-Musicals „Linie 1“, vom perspektivlosen Rentner Herrmann bis zur Bullettentrude am Bahnhof Zoo. 1986 schrieben der Musiker Birger Heymann und Texter Volker Ludwig gemeinsam mit der Rockband No ticket ihre musikalische Revue, die ihre Uraufführung im Berliner Grips Theater erlebte. Als einige Lieder in der Satire-Sendung „Scheibenwischer“ präsentiert wurden, verbreitete sich die Show bald über die ganze Welt, mit Aufführungen in London, Paris, New York und sogar Kalkutta und Seoul. Für die Verfilmung von Reinhard Hauff, in der 1988 viele Darsteller der Premierenbesetzung mitwirkten, wurden einige Songs durch neue Kompositionen ersetzt. Regisseur Carsten Kirchmeier (u. a. „On The Town“, „Die Fledermaus“) inszeniert das Stück im Kleinen Haus des Musiktheaters.