Ausstellung, 19. Februar 2016, 11: 00 Uhr - 08. Mai 2016, 18:00 Uhr, Kunstmuseum Gelsenkirchen
15 KünstlerInnen präsentieren aktuelle Arbeiten im Kunstverein Gelsenkirchen. In den Medien Video, Installation, Zeichnung und Malerei erkunden sie ihre Gegenwart: Jana Kerima Stolzer und Minkyung Kim fragen in ihren Arbeiten nach den subtilen Mechanismen der Selbstoptimierung. Ein aufgesetztes Lächeln oder das perfekte Make-Up werden zur sozialen Maskerade. Gesichter fungieren als Projektionsflächen, Bildschirme, reine Oberflächen die jede Identität schlucken. Butch, das postpubertäre Alter-Ego von Jonathan Lemke ist ein Widergänger der kleinkriminellen Schläger aus Stanley Kubricks Clockwork Orange. Videos übertriebener Gewaltexzesse zeigen die verzweifelte Suche des Antihelden nach authentischer Erfahrung.
In Nicola Gördes' Arbeiten trifft die Tristes entfremdeter Arbeit auf surreale Dekadenz. Die Uniformität im Existenzkampf der Protagonisten wird durch skurrile, phantastische Fluchten konterkariert. Ebenso surreal erscheinen die übergroßen Geldscheine in Chao-Kang Chungs altmeisterlicher Malerei. Sie verweisen auf symbolische Reste und Konflikte nationaler Identitätsbildung. Silke Schönfelds Arbeit hingegen erzählt vom Tanz als gelebter Tradition. Identitätsbildung, die sich in der Gemeinschaft des Rituals ständig erneuert und transformiert. Die Rede vom „Künstler als Seismograph“ trifft die einfühlsame Sensibilität von Daphne Klein. In den Lebensräumen ihrer Familie betreibt sie Ahnenforschung. Was und wie erzählen die Spuren und Orte eines gelebten Lebens über eine Person? Beziehungsanalysen betreibt auch Imin Tsao. Er steht wiederum in der Tradition der Konzeptkunst oder Institutionskritik und sucht nach Beziehungen hinter dem Kunstbetrieb. Sujin Bae dagegen arbeitet vordergründig skulptural. Der Eindruck vertrauter, moderner Kunst wirkt jedoch zugleich unheimlich. Die Beziehung des Betrachters zum Kunstwerk wird fast unmerklich und dadurch umso wirkmächtiger irritiert. In all ihrer Raffinesse sind die gezeigten Werke künstlerische Medienreflexion und Gegenwartsanalyse zugleich. Dies lässt sich nicht auf eine einheitliche Formensprache reduzieren, sondern zeigt sich in der Heterogenität der 15 künstlerischen Positionen, in ihrem scharfen Blick für Brüche und gemeinsamen Interesse am Alltäglichen, Skurrilen, Peripheren oder Unterdrückten. Ideologiekritik ist Wahrnehmungsschule.
Eine Ausstellung der Klasse Aernout Mik, veranstaltet vom Kunstverein Gelsenkirchen
Künstler: Sujin Bae, Chao-Kang Chung, Niklas Fischer, Nicola Gördes, Alina Inserra, Minkyung Kim, Daphne Klein, Jonathan Lemke, Zauri Matikashvili, Silke Schönfeld, Mikołaj Sobczak , Jana Kerima Stolzer, I-min Tsao, Manuel Allmenröder, Hye In Han. Kuratiert von Thorsten Schneider
Die Ausstellung ist bis zum 8. Mai, Di-So, 11-18 Uhr zu sehen.
Dieser Termin ist kostenfrei.