07. November 2018, 14:11 Uhr | Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen (SEG)
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Die Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen (SEG) saniert in einem neuartigen Bauvorhaben das leerstehende, denkmalgeschützte Gründerzeithaus Reichstein im Stadtteil Ückendorf an der Bochumer Straße 114. Die Baumaßnahmen werden direkt vor Ort und über digitale Medien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die bei der Sanierung angewendeten Methoden sollen als Beispiel für ähnliche Sanierungsfälle stehen.
Es ist ein schwieriger Patient: das alte Haus Reichstein an der Bochumer Straße. Auf den ersten Blick eine sogenannte »Problem- oder Schrottimmobilie« – äußerlich wie innerlich sanierungsbedürftig, leerstehend und zum Abriss freigegeben. Doch der Gründerzeitbau aus dem Jahr 1902, einst gastronomischer Treffpunkt im Viertel, bietet mit seiner Fassade, Struktur und Geschichte auch Charme, der für das Stadtbild und zukünftige Nutzer erhaltenswert ist.
Daher hat die städtische SEG als Eigentümerin der Immobilie entschieden, das Haus Reichstein zu erhalten. Gefördert durch das Land NRW (Ministerium Für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung) wird das Gebäude in einem einzigartigen Projekt saniert und wiederbelebt. In einer Art öffentlicher Sanierung können Fachleute und BürgerInnen den Prozess während seiner gesamten Dauer einsehen und erhalten dabei Informationen darüber, wie ähnliche Altbauten gerettet werden können.
Neu bei diesem Bauvorhaben sind die technischen, finanziellen sowie rechtlichen Methoden zur Rettung des Hauses, wie Helga
Sander, Geschäftsführerin SEG, erklärt: »Wir wollen das Alte wertschätzen, nicht tot sanieren. Beim Haus Reichstein
werden andere Wege eingeschlagen, nach modernsten Richtlinien, aber pragmatisch und mit möglichst realistischen Kostenberechnungen.« Die Sanierung soll als Vorbild dienen, wie mit einer andersartigen bautechnischen Philosophie ähnliche
Problemimmobilien gerettet werden können.
In Gelsenkirchen, wie auch in ganz Nordrhein-Westfalen, herrscht bei gründerzeitlichen Bauten oft das Problem, dass sie sich in kleinteiligem Privateigentum befinden, ihre Besitzer jedoch finanziell damit überfordert sind. Die Transparenz der Sanierung von Haus Reichstein soll ihnen, und zukünftigen Eigentümern von Gründerzeithäusern, neue Lösungsansätze aufzeigen.
Mit regelmäßigen Aktionen wie Ausstellungen, Seminaren oder einem Cafébetrieb werden Besucher zukünftig Geschichten erleben können, die in der über 100-jährigen Geschichte des Gebäudes stattgefunden haben oder hier in Zukunft passieren könnten. Hinzu kommt eine ausführliche digitale Projektbegleitung mit aktuellen Informationen und einer virtuellen Begehung des kompletten Hauses ist möglich. »Wir holen das Haus Reichstein schon während seiner Sanierung wieder ins Heute. Wie es dann im Anschluss genutzt wird, werden wir sehen«, so Helga Sander.
Die Sanierung von Haus Reichstein dauert geschätzt 24 Monate und kostet ca. 1,5 Mio Euro. Anschließend soll das sanierte Haus Reichstein für einen Zeitraum von 10 Jahren als Modellhaus mit regelmäßigen Veranstaltungen bestehen und der Öffentlichkeit und Interessenten zugänglich bleiben. Für seine endgültige Nutzung sind Wohnungen, Büros und Gastronomien denkbar.