22. März 2018, 08:00 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
Dr. Barbara Laaser: "Das unmittelbare Erleben des Bergbaus ist immer weniger geworden. Alles wandelt sich, und es kommt darauf an, wie es den Menschen gelingt, damit umzugehen.". Bildrechte: Caroline Seidel
Schon der aus Masuren zugewanderte Urgroßvater war im Bergbau beschäftigt und begründete eine Bergbautradition. Auch der Großvater und Vater von Dr. Barbara Laaser waren im Bergbau tätig. Ihren Vornamen verdankt sie daher der Schutzpatronin der Bergleute, der heiligen Barbara. Bevor Dr. Laaser Pressesprecherin der westfälischen Hochschule wurde, war sie Mitarbeiterin der westfälischen Berggewerkschaftskasse und der Deutschen Montantechnologie, was die Diplom-Geografin immer wieder unter Tage führte.
Das kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich glaube, dass viele Menschen an Veränderungen eher zögerlich herangehen, weil sie den Wert dessen kennen, was sie bisher hatten und gemacht haben. Strukturwandel ist eine schwierige Aufgabe, egal, ob er so schnell passiert wie in Gelsenkirchen bei der Textilindustrie oder ob es wie beim Steinkohlenbergbau ein langer Abschied ist. Ich finde aber, dass sich die Menschen im Ruhrgebiet dieser Aufgabe offen und positiv stellen.
Wenn ich mit den Studierenden spreche und gezielt nachfrage, dann stoße ich noch auf ganz viel Bergbautradition. Seien es familiäre Verbindungen oder auch der Wohnort im Schatten eines Fördergerüstes. Im realen Leben aber sind sie doch viel näher an den Themen, die diese Hochschule bearbeitet und vermittelt wie etwa Elektrotechnik, Maschinenbau oder Chemie aber auch Wirtschaft. Natürlich sind das alles Themen, die früher auch in einer engen Beziehung zum Bergbau standen. Heute aber geht es um neue und innovative Anwendungen, die den Strukturwandel voranbringen.
Es ist eine sehr gelungene und schöne Art, sich mit der Tradition dieser Landschaft zu beschäftigen. Das gilt im Übrigen aber auch für Feste, die in den Ruhrgebietsstädten gefeiert werden, die an die vorindustrielle Zeit erinnern. Das ist ein Teil unserer Geschichte, mit der man sich beschäftigen muss, weil man sehr viel daraus lernen kann.
Das lässt sich schwer vorhersehen, aber wenn wir keine fördernde Zeche mehr im Ruhrgebiet haben, dann wird die Distanz zum sozusagen gefühlten Bergbau schnell zurückgehen. Es wird ja kein sich drehendes Rad an einem Förderturm mehr zu sehen sein. Trotz der auch von mir beschriebenen immer noch vorhandenen Nähe zum Bergbau hat sich ja bereits vieles geändert. Man muss sich ja nur einmal ansehen, wie viele Bergleute es in der 1950er Jahren gab und wie viele in den 1990er Jahren. Das unmittelbare Erleben des Bergbaus ist immer weniger geworden. Alles wandelt sich, und es kommt darauf an, wie es den Menschen gelingt, damit umzugehen. Ich bin optimistisch, dass es ihnen gelingt.