08. September 2017, 12:38 Uhr | Stadt Gelsenkirchen
„Teile Geld fair“ lautet das Motto beim neuen Partizipationsprojekt Bezirksforum. Dass fair teilen tatsächlich gelingt, haben die Bürgerinnen und Bürger bei den ersten drei Bezirksforum-Veranstaltungen in dieser Woche bewiesen. Sowohl im Bezirk West als auch in Süd und Ost konnte das jeweils vorhandene Budget von 30.000 Euro fair unter den zahlreichen Vorschlägen verteilt werden.
„Ich bin schon sehr beeindruckt davon, dass in allen drei Foren die Bürgerinnen und Bürger sowie die zahlreichen Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen, Nachbarschaften und ehrenamtlich Engagierten zahlreiche und ganz unterschiedliche Vorschläge zur Stärkung der Gemeinschaft oder Verbesserung des Umfeldes in ihrem Quartier mitgebracht haben. Überzeugt und sehr gefreut hat mich, dass es sowohl gelungen ist die Mittel im Konsens zu verteilen, als auch dem einen oder anderen Anliegen auf andere Art und Weise gerecht zu werden. Am meisten berührt hat mich, dass die guten Ergebnisse auch dadurch zustande gekommen sind, dass nicht wenige auch bereit waren, die benötigten Beträge deutlich zu reduzieren oder gar zugunsten der Anderen zu verzichten. Hut ab!“, so die erste Einschätzung von Stadtkämmerin Karin Welge.
Bei den drei Veranstaltungen wurde aus den eingereichten Vorschlägen von der Moderation jeweils ein Vorschlagspaket geschnürt, das möglichst viele Interessen bündelt. Hilfreich dabei: die Kompromissbereitschaft vieler Bürgerinnen und Bürger. So teilte im Bezirk West eine Vorschlag-Gruppe spontan ihre angefragte Summe mit einer anderen oder begnügte sich im Bezirk Süd zum Beispiel der Bürgerschützenverein Rotthausen mit einem geringeren Zuschuss zur Zugangs-Rampe für das Vereinsheim. Für Vereinsmitglied Ingrid Sackenreuther kein Problem, denn „damit bekommen wir schon mal das Material“. Die eigentliche Arbeit wird der Verein dann versuchen selbst zu stemmen, denn „bei uns läuft viel über das Engagement der Mitglieder“.
Auch im Bezirk Ost mit den Stadtteilen Erle, Resse und Resser Mark ist das bürgerschaftliche Engagement groß. Gleich zu Beginn des Bezirksforums Ost in der Aula der Erler Gesamtschule bedankte sich Bezirksbürgermeister Wilfried Heidl bei Rosemarie Braun: „Frau Braun hat gemeinsam mit anderen in Eigenregie dafür gesorgt, dass die Holzwände der in die Jahre gekommenen Aula gestrichen wurden und dass hier alles wieder sauber und ordentlich aussieht.“ Die Rentnerin ist seit Jahren im Projekt Amusical engagiert, das Schülerinnen und Schülern auf die Bühne lockt und mit ihnen Musicals einstudiert. Mit Benefiz-Veranstaltungen für Bedürftige hat Amusical inzwischen weit über 100.000 Euro eingespielt. Da sind die beim Bezirksforum erbetenen 500 Euro zur Unterstützung des Projekts Amusical sicherlich gut angelegt. Insgesamt wurden im Bezirk Ost Wünsche und Anregungen zusammengetragen, deren Finanzierung 80.000 Euro kosten würde. Um auf das zur Verfügung stehende Budget von 30.000 Euro zu kommen, musste wie zuvor in den Bezirken West und Süd fair geteilt werden. Also wurde auch hier nach Kompromissen gesucht. Schließlich durchschlug Jürgen Möhlenbruch von der Siedlergemeinschaft An der Gräfte den Knoten: „Wir werden versuchen, die 6.000 Euro für eine Boulebahn anders zu beschaffen. An uns sollen die vielen guten anderen Ideen und Projekte nicht scheitern.“ Eine Geste, die großen Applaus fand.
Mit Abschluss der ersten drei Veranstaltungen ist damit bereits knapp die Hälfte des Bezirksforums-Budgets verteilt. In der kommenden Woche geht es dann in die beiden großen Bezirke Nord (Dienstag, 12. September, im Rathaus Buer) und Mitte (Donnerstag, 14. September, AWO Grenzstraße). Im Anschluss an die Veranstaltungen gehen die fünf Vorschlagspakete zunächst zur Prüfung u.a. der tatsächlichen Kosten an die Verwaltung. Ab November werden die Vorschläge dann im Rahmen der Haushaltsberatungen der jeweiligen Bezirksvertretungen behandelt und beschlossen.